Neuss 14-jähriger Pianist mit überlegender Spielkultur

Neuss · Die inzwischen auch von der Neusser Kulturszene hoch geschätzte Reihe "Acoustic Concerts im Kulturkeller" gerät trotz des römisch-antik anmutenden Ambiente gelegentlich an ihre Grenzen. Zu einem Klavierkonzert war jetzt Erik Beer eingeladen. Der Schüler (14) am Nelly-Sachs-Gymnasium gehört zu den talentiertesten Jungpianisten, gewann etliche erste Preise beim Wettbewerb "Jugend musiziert" und war Preisträger beim Westfälischen Klavierwettbewerb von Bremen, wurde mit dem Kunstförderpreis der Stadt Neuss 2013 ausgezeichnet. Erik Beer begann seine Klavierstudien an der Neusser Musikschule, ist inzwischen Jungstudent der Kölner Musikhochschule.

"Es ist halt nur ein Klavier", kommentierte er das Instrument im Kulturkeller, "es spielt sich alles nur im Mezzoforte-Bereich ab." Das kam der "Sonate c-Moll" (KV 457) sehr gelegen. Dieses eruptive Dokument Mozarts weist auf romantische Leidenschaften und die von Beethoven bevorzugte "tragische" Tonart voraus. Auch wenn Erik Beer - vollkommen auswendig - nicht ganz fehlerlos spielte, so konnte vor allem seine Anschlagkultur begeistern. Der von der linken Hand scharf markierte Dreivierteltakt im Finale wird introvertiert abgelöst von spannend gehaltenen Fermaten kurz vor der Coda. Diese überlegene Spielkultur sorgte auch für Spannung bei Konzertetüden von Franz Liszt. Im Kulturkeller sind Getränke zum Konzert geradezu erwünscht, aber man wagte es nicht, das Glas zum Mund zu führen.

Drei "Sinfonia" von Johann Sebastian Bach waren nicht ganz fehlerfrei, das Feingefühl, mit dem Erik Beer die dreistimmigen Partiten spielte, entschädigte aber vollkommen. Und weil der junge Pianist vor allem die Neue Musik pflegt, gab es als Höhepunkt die glänzend gespielten "Acht Préludes pour piano" des 1974 verstorbenen Schweizers Frank Martin.

(Nima)
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