Interview: Rainer Wiertz 2015 gibt's im Globe ein Festival der Freunde

Neuss · Nach dem Shakespeare-Festival ist vor dem Shakespeare-Festival: Das 24. ist gerade zu Ende gegangen, das 25. wird vorbereitet.

 Kulturreferent Rainer Wiertz verantwortet das Shakespeare-Festival im Globe.

Kulturreferent Rainer Wiertz verantwortet das Shakespeare-Festival im Globe.

Foto: Christoph Krey

Mit einer Auslastung von knapp 93 Prozent beim gerade beendeten Shakespeare-Festival kann der Leiter Rainer Wiertz vollauf zufrieden sein. Schließlich war zeitgleich Fußball-WM, und eine Hälfte des Festivals fiel in die großen Ferien - traditionell eher zwei Faktoren, die die Resonanz beeinträchtigen.

Herr Wiertz, 13 800 Besucher trotz WM und Sommerferien - das ist doch ein gutes Ergebnis, oder?

Rainer Wiertz Ja, natürlich. Wir sind auch sehr zufrieden. Es gibt zwar Überschneidungen mit dem WM-Publikum, aber die Besucher wussten auch, dass wir einen Fernseher installiert hatten. Die wichtigsten Termine hatten wir ohnehin frei gehalten. Wenn wir in die Sommerferien gehen müssen, bedauere ich persönlich das immer etwas, weil wir dann keine Schüler haben. Nicht wegen der Karten, die werden dann von Erwachsenen gekauft. Aber es fehlen die jungen Zuschauer.

Trotzdem gab es ja auch in anderen Fußball-Jahren Festivals mit einer Auslastung von nur 80 Prozent. Lag es am Programm, dass es jetzt besser lief?

Wiertz Wenn es am Programm lag, ist das natürlich schmeichelhaft. Aber es kann auch sein sein, dass es in früheren Fällen nicht die richtige Mischung gab. Wir wissen, dass Vorstellungen wie mit den Stücken von Lope de Vega oder dem Coriolanus in Ungarisch es schwerer haben, aber dafür gibt es eben andere wie die mit Katharina Thalbach oder Gustav Peter Wöhler, die sich bestens verkaufen, ein anderes Publikum anziehen und die anderen Vorstellungen wieder ausgleichen. Es bleibt für mich wichtig, auch weniger gut laufende, aber starke internationale Produktionen einzuladen.

Die anfängliche Zurückhaltung des Publikums auf musikalische Abende im Globe scheint sich auch gelegt zu haben.

Wiertz Das sieht ganz danach aus. Es ist doch toll, wenn eine Jazzsängerin wie Carol Vanwelden mit einem Sonett-Abend im Globe einen solchen Erfolg hat, dass sie sich zu seinem zweiten inspiriert fühl und wiederkommt. Und Beim Re-Engagement gleich zwei Vorstellungen geben kann.

Das Globe eignet sich auch als Konzertsaal?

Wiertz Wir haben tatsächlich festgestellt, dass die Akustik im Globe für Musik einfach großartig ist. Das war uns anfangs gar nicht klar. Ein Theater, das eine gute Sprechakustik hat, hat nicht zwangsläufig auch eine gute Musikakustik. Aber beim Globe ist das so, wie wir jetzt aus der Erfahrung wissen.

Es wird also weiterhin Musikabende geben?

Wiertz Ja, denn es macht mir Mut, wenn ich sehe, dass diese Veranstaltungen angenommen werden und wieder ein anderes Publikum ins Globe holen. Zudem gibt es sehr sehr vielfältige musikalische Bezüge zu Shakespeare, so dass wir auch künftig großartige Musik organisieren können, die ganz direkt mit Shakespeare zu tun hat.

Wie wichtig ist es, zugkräftige Namen im Programm zu haben?

Wiertz Es hat mehr Glück zu tun, wer gerade mit welchem Programm unterwegs ist: Allerdings für als Theatermacher steht es nicht an erster Stelle, bekannte Namen zu verpflichten. Das Theater an sich, die Stücke von Shakespeare stehen ganz oben an. Dieses Programm wird als erstes gebaut, und wenn wir dann feststellen, ein kleines Highlight oder eine besondere Farbe könnte noch dem Programm gut tun, überlegen wir. Und so hatten wir dieses Mal Katharina Thalbach gefragt, ob sie bei uns aus dem Gedichtband an und auf Shakespeare lesen wird.

Aber Namen wie Senta Berger oder Katharina Thalbach bringen Ihnen schon eine sehr viel breitere Aufmerksamkeit in den Medien.

Wiertz (lacht) Natürlich, und wir finden es ganz toll, dass wir auf diese Weise eine sehr günstige Werbung für das gesamte Festival bekommen.

Im nächsten Jahr feiert das Festival 25-jähriges Bestehen. Gibt es da ein besonderes Programm?

Wiertz Ich weiß, dass von uns einiges erwartet wird. An erster Stelle steht aber wie immer ein erstklassiges Theaterprogramm. Wie das aussieht, kann ich derzeit noch nicht sagen. Es gibt schon zahlreiche Ideen, aber ich weiß noch nicht, was auch wirklich funktioniert, kann mich erst ab September damit beschäftigen. Aber wir werden die Silberhochzeit zwischen Neuss und Shakespeare schon anständig feiern. Sicher werde ich internationale Theaterproduktionen einladen, und ich kann schon verraten, dass ich ein "Festival der Freunde" veranstalten möchte.

Wie wird das Programm dann aussehen?

Wiertz Ich möchte Regisseure bitten, die schon hier waren und tolle Inszenierungen gezeigt haben, etwas zum Festival beizusteuern. Ich denke da an Dan Jemmett, Irina Brook, Stephen Jameson oder auch Malachi Bogdanov. Vielleicht auch an eine Company wie Northern Broadsides, die als erste englische Theatertruppe im Globe waren. Außerdem möchte ich den Begriff Freundschaft auch auf unsere regelmäßigen Besucher ausweiten, auf die Freunde des Globe und jene Gruppen, die regelmäßig in die Vorstellungen kommen.

Wird das Festival dann länger als vier Wochen dauern?

Wiertz Nein, vier Wochen sind genau die richtige Länge. Es muss ein besonderes Festival werden, aber nicht länger als einen Monat dauern. Das hat auch damit zu tun, dass die Spannung vier Wochen abfällt und auch das ganze Team schlicht erschöpft ist.

Das Festival finanziert sich ganz wesentlich aus Sponsorengeldern. Ist es schwer, Geldgeber zu finden?

Wiertz Es ist bestimmt nicht so, dass sie vor der Tür Schlange stehen. Aber wenn jemand abspringt, ist es mein Ehrgeiz, einen neuen zu finden. Außerdem habe ich gute Mitstreiter wie etwa Stadthafen-Chef Klaus Harnischmacher, der die Anrainer des Hafenbeckens als Sponsoren gewonnen hat.

Was haben Sponsoren von ihrem Engagement für das Sahkespeare-Festival?

Wiertz Wir stellen ihnen das Programm frühzeitig vor, und die Freunde des Globe können dann auch schon ihre Kartenwünsche äußern.

Aber sie bezahlen die Karten wie jeder andere auch?

Wiertz Selbstverständlich. Es ist auch nicht so, dass ein Großteil der Karten schon weg ist, wenn der Vorverkauf beginnt. Genau sind jetzt 12,5 Prozent der Karten gebucht gewesen. Also 87,5 Prozent gingen in den allgemeinen Verkauf.

HELGA BITTNER FÜHRTE DAS GESPRÄCH MIT RAINER WIERTZ..

(NGZ)
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