Neuss 83-Jährige war letzter Gast im Kanu-Clubheim

Neuss · Am Sporthafen wird ein neues Bootshaus gebaut. Vor Beginn der Abbrucharbeiten bekam das Haus noch einmal besonderen Besuch.

 Ende der letzten Etappe: Sigrid von Breska (83) beendete ihre Fahrt durch das Mittelrheintal nach 232 Kilometern in Neuss.

Ende der letzten Etappe: Sigrid von Breska (83) beendete ihre Fahrt durch das Mittelrheintal nach 232 Kilometern in Neuss.

Foto: A. Woitschützke

Am Sporthafen Grimlinghausen beginnen diese Woche die Abrissarbeiten an dem 1931 erbauten Bootshaus des Neusser Kanu-Clubs (NKC). Bis zuletzt war das Bootslager auch von Paddlern auf der Durchreise genutzt worden. Von wenigen dieser Gäste zeigte sich Franz-Josef Schäfer mehr beeindruckt als von Sigrid von Breska, die ihr Kajak am Wochenende als letzte in dem schon ausgeräumten Bootshaus "parken" wollte. "Ich denke, ich habe Deutschlands älteste aktive Paddlerin kennengelernt", sagt der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Wassersport treibender Vereine anerkennend. Denn von Breska machte sich trotz ihrer 83 Jahre alleine auf Paddeltour.

Schäfer unterhielt sich am Bootshaus des NKC gerade mit seinem Vereinskameraden Egon Schöttke, als die Hildesheimerin auf einmal vor ihnen stand. Hinter ihr lag eine fünftägige Tour, bei der sie das romantische Mittelrheintal von einer "unteren Warte" aus erkunden wollte, vor ihr ein Wochenende, das mit einer Geburtstagsfeier bei Verwandten in Meerbusch gekrönt werden sollte. Eine Freundin, bei der sie in Neuss übernachten wollte, würde sie gleich abholen, erzählte die 83-Jährige, die nur nicht wusste, wohin mit ihrem Boot. Dieses Problem lösten die beiden Neusser Kanuten, die den roten Kajak-Einer vom Slipweg zum Bootshaus trugen und dort unterstellten. Dabei kamen sie mit der 83-Jährigen ins Fachsimpeln, und Schäfer bekannte anschließend: "Ich hätte den Erzählungen über ihre Wanderfahrten stundenlang zuhören können."

550 Flüsse in Europa und der Welt hat die Wassersportlerin von der Hildesheimer Kanu- und Segelgilde, in der sie 30 Jahre lang Wanderwartin war, schon befahren. Nun wollte von Breska den Mittelrhein erkunden. Start war in Mainz-Rombach bei Rheinkilometer 504. Das liegt, so wusste Schäfer diesen Bericht gleich einzuordnen, ungefähr auf halbem Weg zwischen Bodensee und Nordsee. Ziel war der Neusser Sporthafen bei Rheinkilometer 736. Insgesamt bewältigte von Breska damit 232 Kilometer in fünf Tagen und gönnte sich nur einen Ruhetag - und auch den schob sie nur witterungsbedingt ein.

Die sportliche Leistung nötigte den Neusser Kanuten Respekt ab, die Idee, das Mittelrheintal paddelnd zu befahren, konnten sie nachvollziehen. "Das schönste Erlebnis", sagt Schäfer, der von einer geschichtsträchtigen Tour spricht: Mainz, Bacharach, Koblenz, Andernach, Bonn und Köln werden im Boot passiert, mit dem man bei Kilometer 555 am Loreleyfelsen vorbeikommt - der mit 160 Metern Breite engsten Stelle im Rheintal.

Am Zielort Neuss erlebte von Breska sozusagen noch den Kehraus im alten Bootshaus. An seiner Stelle wird mit der Adresse Sporthafen 7 ein Neubau errichtet, in dem die Neusser Kanuten auch in Zukunft Bootslager und eigene Clubräume bekommen sollen. Der alte Bau war nicht zu halten gewesen, weil die Stadt den 2015 auslaufenden und schon 25 Jahre alten Pachtvertrag nicht noch einmal zu den alten Konditionen verlängern wollte. Weil der NKC aber nicht mehr zahlen konnte, tritt nun ein Clubmitglied als Investor auf, der auf dem Grundstück neu baut. Unten schafft er Platz für die Kanuten, darüber entstehen Eigentumswohnungen.

(NGZ)
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