Neuss Absurde, musikalisch aber hochkarätige Schau zum Nikolaus

Neuss · Die "Opossum-Nikolaus-Show" hat im Theater am Schlachthof Premiere gefeiert - zur Erheiterung präsentiert von "Kowalskis Orienteppich".

 Sven Post, Motor der "Opossum Nikolaus-Show", parodierte im TaS auch Donald Trump. Tanja Emmerich als "Miss Liberty" wirkt da nicht erheitert.

Sven Post, Motor der "Opossum Nikolaus-Show", parodierte im TaS auch Donald Trump. Tanja Emmerich als "Miss Liberty" wirkt da nicht erheitert.

Foto: Leo Kammer

Nicht nur das Stammpublikum war begeistert, sondern auch die wenigen Neulinge, die sich zum ersten Mal die "Opossum-Nikolaus-Show" im Theater am Schlachthof (TaS) gegönnt haben. Mit der 24. Ausgabe gehört diese "kleine Schwester der Stunksitzung" zu den besten Traditionen des TaS.

Die chaotisch inszenierte Weihnachtsstimmung am Vorabend zum ersten Advent setzt auf absurde, trashige und komische Momente. Die vergehen wie im Flug, zur Pause hatte man sich doch gerade erst hingesetzt. Die karge Bühne ist Programm, denn die Show lebt von und mit ihren Darstellern. Der Nikolaus mir Rauschebart und plüschigem Mantel lädt die Besucher im ausverkauften TaS ein: "Ich bin der Weihnachtsmann. Ich bin geboren, um zu geben".

Sven Post, Initiator des Amüsements, Schauspieler, Regisseur und Autor, versteckt seine robuste Körperstatur im Nikolauskostüm. Als Regisseur der Neusser Musicalwochen und Dozent in der Alten Post kennt er sein Publikum genau, sein manchmal laut überbordendes Temperament kombiniert Altbewährtes, neue Ideen und Songs zu einem mitreißenden Spektakel.

Ein Jahr vor dem Jubiläum "25 Jahre Opossum" beginnt die konzentrierte Suche nach Sponsoren. "Kowalskis Orientteppich" ist ab sofort das wertvollste Requisit auf der Bühne. Feine Anspielungen auf diesen "Sponsor" durchziehen das Programm wie ein roter Faden.

Sven Post, der Mittvierziger, begeistert auch durch seine perfekten Tanzschritte, die er in der Choreografie von Tanja Emmerich passgenau mit seinen jungen Kollegen hinbekommt. Das sind zunächst Lea Kalup, die in vielen Rollen viel aushalten muss. Als der Staatsschutz bei "Frau Matthéisen" auftaucht, um den Ehemann der nicht verheirateten Frau zu suchen, landet der zuvor zivilisiert gelöffelte Kuchen in ihrem Gesicht. Skurril: Beide Ermittler lecken sie sauber! So mancher Sketch erinnern an Peter Frankenfeld-Slapsticks, wie "der Polizist und Herr Nippel". Natürlich verbiegt mit psychischer Kraft "Herr Beller" (Vorname Uri?) die Löffel.

Aber auch nachdenkliche Szenen hatten viel Gewicht, wie die zwischen dem Cassoubläser und dem Demokraten: Zumeist Partner von Sven Post und überhaupt erst zum zweiten Mal dabei ist Heinz Lukano Dianzambi, den Neussern aber bekannt aus Produktionen der Alten Post. In seinen Soli begeisterte er das Publikum. Und auch als Sänger konnte er überzeugen, die Songs - mal rockig, dann balladesk - waren überhaupt die Reißer im Programm. Ein Riesen-Medley zur Pause aus (gefühlt) 100 Schlagern begeisterte ebenso wie das Weihnachtslieder-Medley zum Finale. Geradezu kultig der Song "Atemlos durch die Nacht" zwischen Sinter Klaas und seinem Rentier, im Kontrast dazu das wunderbare "Glatteis" nach der Hymne "Freiheit" von Marius Müller-Westernhagen. Musikalisch ein Gewinn war Eddy Schulz. Der Keyboarder der Rock-Pop-Chanson-Band "Sandgetriebe" (Osnabrück) leistete nicht nur instrumentales Fundament, sondern ergänzte zum Trio beim Gesang. So konnten die "Opossum-Tenöre" ihren feinen Song "Wir sind nicht zu viert" zelebrieren, und auch das traditionelle "Teelicht" fehlte nicht: "Erst brennt der Baum, dann der Raum".

Info Für die Vorstellungen am 2., 3. und 4 . Dezember eventuell noch Restkarten.

(NGZ)
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