Neuss ADFC: Fahrradstadt Neuss fehlt ein Konzept

Neuss · Die Stadt tut viel für den Radverkehr, es fehlen aber Konzepte, kritisiert der ADFC. Auch das Prädikat "fahrradfreundlich" steht weiterhin aus.

 Neuss kann punkten, wenn es um den Radverkehr geht. So ist die Zahl der Diebstähle gesunken, von 2011 bis 2012 von 1026 auf 762

Neuss kann punkten, wenn es um den Radverkehr geht. So ist die Zahl der Diebstähle gesunken, von 2011 bis 2012 von 1026 auf 762

Foto: woi (archiv)

Wer in Neuss als Radler unterwegs ist, der findet in der Quirinusstadt optimale Bedingungen: 170 Kilometer Radwege, 1400 Fahrradbügel als Abstellplätze und eine große Radstation als Servicepunkt.

Neuss: ADFC: Fahrradstadt Neuss fehlt ein Konzept
Foto: Schnettler

"Die Stadt tut viel für den Radverkehr", sagt Heribert Adamsky, Neusser Vorsitzender des Fahrradclubs ADFC. Viele kleinere und größere Projekte seien für die Radler in den vergangenen Jahren angegangen worden. "Doch es fehlt ein klares Konzept", kritisiert der Radfahr-Experte. Sein Verband fordert schon seit Jahren, Neuss solle sich um das Prädikat "Fahrradfreundliche Stadt" bemühen. Dazu müsste die Quirinus-Stadt Teil einer NRW-weiten Arbeitsgemeinschaft werden — mit einem Mitgliedsbeitrag in Höhe von rund 2500 Euro pro Jahr.

Mit dem Verweis auf die Kosten war das Ansinnen der Radler stets abgewiesen worden. "Dabei könnte Neuss davon nur profitieren", sagt Adamsky. Nicht nur, dass die Stadt an verschiedenen Aktionen der "Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte" (AGFS) teilnehmen könnte. Auch Fördermaßnahmen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und moderner Radverkehrsplanung können die Mitglieder in Anspruch nehmen. "Stets mit dem Ziel, mehr Menschen für den Umstieg aufs Fahrrad zu begeistern", sagt Adamsky, dem in der Quirinus-Stadt ein "klares Bekenntnis" zum Radverkehr fehlt.

Dabei kann Neuss durchaus punkten, etwa im Vergleich mit der größeren Nachbarstadt Mönchengladbach, die immerhin 100 000 Einwohner mehr hat als Neuss. Dafür ist ihr Radwegenetz kürzer, es umfasst nur 139 Kilometer, auch die Zahl der Stellplätze, sowohl auf dem Stadtgebiet als auch in der dortigen Radstation, ist sehr viel geringer. In Mönchengladbach haben die Menschen das Problem selbst in die Hand genommen und bereits im März die Aktion "200 Tage Fahrradstadt" gestartet, die den Radverkehr fördern soll.

"Wir schauen immer, was die Nachbarstädte machen und beobachten auch dieses Projekt sehr genau, ", sagt Heribert Adamsky. Gerne würde er in Neuss ähnliches stemmen — doch dazu fehlen dem Verband die Kapazitäten. Während Mönchengladbach aber geradezu als "fahrradfeindlich" gilt, ist in Neuss das Gegenteil der Fall. Die Stadt hat viel investiert, sei es in die Radstation, den Ausbau der Radwege oder die Steigerung der Fahrradparkplätze. Mit der Teilnahme am Planungswettbewerb Radschnellwege hat die Stadt kürzlich ein weiteres wichtiges Signal dafür gesetzt, dass sie sich auch in der Region für den Radverkehr einsetzt. "Wir sind eine fahrradfreundliche Stadt", sagt Adamsky. "Aber weil ein Konzept fehlt, weiß das außerhalb von Expertenkreisen kaum jemand."

(NGZ)
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