Neuss ADFC kritisiert Methode der Fahrrad-Codierung

Neuss · Angaben zu Rädern, die von der Kreispolizei codiert wurden, sind nur in einer örtlichen Datenbank abrufbar. Dabei gibt es eine Alternative.

Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist in diesem Jahr fast explosionsartig gestiegen. Nach 271 Rädern im gesamten Vorjahr wurden allein in der ersten Jahreshälfte 2014 über 500 Fahrräder gestohlen. Den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und die Polizei eint die Überzeugung, dass eine Codierung der Fahrräder Diebe abschrecken, beziehungsweise die Ermittlung des Besitzers erleichtern kann. Aber sie streiten über die Methode. Während der ADFC das Verfahren bei der Polizei Neuss als Insellösung kritisiert und eine Rückkehr zum bundesweit einheitlichen "EIN-Code" (Eigentümer-Identifizierungs-Nummer) fordert, verteidigt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold die Neusser Lösung. Das sei bei Neucodierungen einfacher zu handhaben, nennt er einen Grund.

Beide Verfahren existieren nebeneinander. Dass sie nicht miteinander zu vernetzen sind, hat nach Einschätzung von Heribert Adamsky zwei Gründe: "Der Polizei-Code ist nur mit Hilfe der behördenintern dazu aufgebauten Datenbank zu entschlüsseln, auf die aber nur die Polizei selbst Zugriff hat", sagt der ADFC-Kreisvorsitzende, der andererseits erleben musste, dass die Polizei in Neuss den EIN-Code offenbar nicht mehr zur Kenntnis nimmt. Als ihm vor kurzem ein Fahrrad gestohlen wurde, das er nach dem EIN-Code hatte sichern lassen, teilte ihm die Polizei wenig später mit: Codierungsangaben nicht bekannt. "Das ist doch vielsagend", meint er.

Die Innenministerkonferenz hatte 1997 den EIN-Code empfohlen. Der setzt sich aus den ersten Buchstaben des Autokennzeichens einer Region, einem Zahlenschlüssel für Gemeinde, Straße (fünfstellig) und Hausnummer (dreistellig) sowie den Initialen des Besitzers und der Jahreszahl der Codierung zusammen. Aufwendig in der Herstellung, sagt die Polizei. Auch ohne Rückgriff auf Datenbanken zu entschlüsseln, hält der ADFC dagegen. So ist der EIN-Code zum Beispiel auch für Fundbüros offen, sagt Adamsky. Und Polizeibeamte im Außendienst können bei Kontrollen schneller schalten, fügt er hinzu, zum Beispiel wenn die codierten Initialen nicht zum Namen des Radfahrers passen.

Die Polizei im Rhein-Kreis verabschiedete sich von diesem System als sie dazu überging, Codes nicht mehr in den Rahmen einzufräsen, sondern Aufkleber anzubringen. Viele Interessenten wollten nicht mehr, dass die Ziffern in den Rahmen graviert werden, sagt Arnold, zudem sei dieses System sehr arbeitsintensiv. So wurde mit der Fachhochschule Niederrhein ein System mit Aufklebern entwickelt, die neben den Buchstaben NE eine durchlaufende sechsstellige Zahl und den Hinweis "P" für Polizei zeigen. Vorteil: Diese Aufkleber können durchlaufend produziert und bei Codier-Aktionen ohne Werkzeug angebracht werden. Nachteil: Wer sich - mit Namen, Wohnort und Rahmennummer des Zweirades abgespeichert - hinter der sechsstelligen Ziffer verbirgt, weiß allein die Polizei. Aber auch nur die in Neuss. Auch Beamte anderer Polizeibehörden müssen im Fall des Falles die Neusser Leitstelle anrufen.

Dass das hilft, die Aufklärungsquote zu erhöhen, glaubt Adamsky nicht. "Darum geht es auch", sagt er. "Denn die sind ja nicht so doll."

(NGZ)
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