Neuss AfD bricht Parteitag nach Streitigkeiten ab
Neuss · Die Partei "Alternative für Deutschland" bleibt weiter nur eingeschränkt handlungsfähig. Der Versuch, die zwei Tage nach der Wahl im Tumult abgebrochene Mitgliederversammlung am Donnerstag fortzusetzen, scheiterte. 13 von 23 anwesenden Mitgliedern - ein Mitglied hatte schon unter Protest den Raum verlassen - stimmten nach nur einer halben Stunde einem erneuten Abbruch des Kreisparteitages zu.
Die Wahlen, die auf der mit 16 Punkten umfangreichen Tagesordnung standen, fanden nicht mehr statt. Im Gegenteil. Johannes Patatzki, der am 27. Mai zum stellvertretenden Kreissprecher gewählt wurde, hat dieses Amt niedergelegt. Er bildet mit Markus Rossdeutscher die zweiköpfige AfD-Gruppe im neuen Kreistag und steht, weil er nach eigenen Angaben zwischen Amt und Mandat trennen will, für eine Mitarbeit in Parteigremien nicht zur Verfügung.
Die übrigen Personalentscheidungen aus dieser ersten Sitzung, also auch die Wahl von Karin Weinert zur Kreissprecherin, werden von einem Parteimitglied beim Schiedsgericht des Landesverbandes angefochten.
Für die Turbulenzen in der AfD gibt es mehrere Indikatoren. Zum Beispiel, dass die Internetseite des Kreisverbandes am Sonntag abgeschaltet wird. Oder die Tatsache, dass der ehemalige Kreissprecher Dirk Aßmuth, der aus der Partei ausgetreten und im Kreistag wie auch im Neusser Stadtrat mit seinem Mandat als Hospitant zur FDP gewechselt ist, die Parteiunterlagen trotz mehrfacher Aufforderungen noch nicht herausgerückt hat. Das habe er inzwischen zugesagt, erklärte Karin Weinert, allerdings war die Übergabe bis gestern nicht erfolgt.
Die Frage, warum auf dem Konto der AfD ein Minus von fast 5000 Euro entstanden ist, scheint inzwischen geklärt. Weinert zufolge hat die Polizei bei ihren Untersuchungen des AfD-Rechners einen Trojaner, also ein Ausspähprogramm, entdeckt. Dann wäre der Verlust durch kriminelle Machenschaften entstanden und keinem der jetzt oder ehemals Verantwortlichen anzulasten. "Es sieht so aus", so Weinert, "als würde das Geld zurücküberwiesen."
