"Mit Werten nicht konform" Neusser Tafel wird nach Spenden-Absage an AfD beschimpft

Neuss · Nachdem die Neusser Tafel eine Spende des AfD-Kreisverbands über 420 Euro ablehnte, werden die Verantwortlichen teils wüst beschimpft. Die Partei zeigt Verständnis für die Reaktionen.

 Die AfD sammelte 420 Euro Spenden bei ihrem Neujahrsempfang.

Die AfD sammelte 420 Euro Spenden bei ihrem Neujahrsempfang.

Foto: Bernd Wüstneck

Rebecca Schuh musste am Freitag einige ungewohnte Mails und Anrufe entgegennehmen. In den meisten Fällen wurde die Vorsitzende der Neusser Tafel dabei beschimpft. "Ich lasse das dann einfach so stehen", sagt sie. Zudem hätten private TV-Sender für einen Dreh in den Räumen an der Düsseldorfer Straße angefragt. Doch Schuh lehnte ab. Sie möchte Ruhe in die Sache bringen.

Die Beschimpfungen und Anfragen sind Reaktionen auf eine Spende der Neusser AfD, die die Tafel ablehnte. Die Summe in Höhe von 420 Euro war im Rahmen des Neujahrsempfangs der Partei gesammelt worden.

 Rebecca Schuh, Vorsitzende der Neusser Tafel

Rebecca Schuh, Vorsitzende der Neusser Tafel

Foto: Woitschützke Andreas

Die Verantwortlichen der Tafel gaben an, sich mit dem Parteiprogramm der AfD auseinandergesetzt zu haben. Daraufhin sei man zu dem Entschluss gekommen, dass dies nicht mit den Werten der Tafel übereinstimme. Danach blitzte die Neusser AfD sowohl bei der Organisation "Neuss packt an" als auch bei dem Sozialdienst Katholischer Frauen ab.

Der AfD-Kreisverbandsvorsitzende Dirk Kranefuß geht davon aus, dass die Kritik an den Organisationen noch zunehmen wird. Für die Reaktionen habe er Verständnis. "Die Tafel verstößt gegen ihre Verpflichtung, alle Spenden anzunehmen", so der AfD-Mann, der auch am Freitag ankündigte, die Spende nun möglichst öffentlichkeitswirksam an Obdachlose im Stadtgebiet zu verteilen.

Rebecca Schuh gibt zwar an, sich der Kritik anzunehmen, aber nur, wenn diese sachlich sei. Sie wehrt sich zudem gegen die Argumentation, dass die Obdachlosen nun weniger bekämen, nur weil der Verein die AfD-Spende nicht angenommen hat. "Die Bedürftigen haben keinen Nachteil. Sie werden weiterhin versorgt", so die Vorsitzende, die angibt, eine anonyme Spende erhalten zu haben — und zwar wegen ihrer politischen Haltung in dem Fall.

(jasi)
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