Neuss Aktion will Handel in City und Internet versöhnen

Neuss · "Dornröschen wach(t) auf" steht als Titel über einer Aktionswoche in den Büchel-Arkaden, in der es um den Einzelhandel der Zukunft geht.

 Leere Läden werden zur Aktionsfläche: Andreas Leuchten (r.) übergibt Bürgermeister Herbert Napp die Schlüssel zu den Büchel-Arkaden.

Leere Läden werden zur Aktionsfläche: Andreas Leuchten (r.) übergibt Bürgermeister Herbert Napp die Schlüssel zu den Büchel-Arkaden.

Foto: A. Woitschützke

Kein Mensch stört die Gesellschaft, die mitten im Durchgang der Büchel-Arkaden tagt. Diese Einkaufszeile hat aufgehört, ein belebter Ort zu sein. Sehen so demnächst viele Innenstädte aus, weil alle Welt nur noch im Internet kauft? "Der Online-Handel darf für den stationären Einzelhandel kein Schreckensszenario sein", sagt Bürgermeister Herbert Napp, als er vor den gähnend leeren Schaufenstern der Passage das Programm der Cityoffensive "Ab in die Mitte" vorstellt.

Eine Kampfansage ist das nicht. "Man soll nicht versuchen, Dinge zu verhindern, die nicht zu verhindern sind", sagt Napp. Der Internet-Handel ist Fakt. Wenn in der Aktionswoche vom 13. bis 20. September also gefragt wird, wie sich der örtliche Handel gegenüber der wachsenden Internet-Konkurrenz behaupten kann, dann geht es auch für ihn im wesentlichen um die Frage, mit welchen Mitteln man das Beste aus beiden Welten für die Innenstädte nutzbar macht. Einen Vorschlag dazu hat er schon gemacht: Eine Internetplattform der Neusser Einzelhändler, wo Kunden bei einem virtuellen Stadtbummel die Geschäfte besuchen und sich über das Angebot informieren können.

Diese Idee würde Napp gerne mit Geld aus dem Innenstadtstärkungsprogramm anschieben, über das der Finanzausschuss kommenden Mittwoch berät. Dieses Programm soll mit jährlich 300 000 Euro finanziert werden, die im besten Fall aus den Zinsen eines Sondervermögens erlöst werden. Zusätzliches Geld - genau wie die 50 000 Euro, die die landesweite Initiative "Ab in die Mitte", die vom Land und namhaften Sponsoren getragen wird, Neuss als einer von zwölf Kampagnestädten zur Verfügung stellt.

Der Jury gefiel das Konzept, das ein Team der Stadtverwaltung um Claudia Paschek gemeinsam mit dem PR-Profi Detlef Fleischer erarbeitet und in die Formel "Dornröschen wach(t) auf" gegossen hat. Übersetzt heißt das: Der Handel darf nicht in die Dornröschen-Falle tappen, in dem er technische Entwicklungen verschläft.

Mit Kunst- und Kulturaktionen sowie Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen wollen die Macher dieser vierten Neusser Woche unter dem Markensiegel "Ab in die Mitte" Händlern, Immobilienbesitzern und auch den Kunden auf unkonventionelle Art Denkanstöße vermitteln. Zum Beispiel, in dem sie in einem leeren Ladenlokal der Arkaden, der Aktionsplattform in dieser Zeit, Schaufensterpuppen ausstellen. "Haben die ausgedient?" fragt Fleischer, der zum Nachdenken über das "Was wäre, wenn?" anregen möchte. Wie es sein könnte, zeigt er aber auch im Positiven, denn am Ausgang zum Büchel präsentiert ein PopUp-Store jeden Tag ein anderes Warensortiment.

Am Samstag, 20. September, geht "Ab in die Mitte" in allen zwölf Kampagnestädten mit einem landesweiten Aktionstag zu Ende - und in Neuss direkt in das Hansefest über. Ein Zufall, sagt Paschek, aber das passt. Denn das Hansfest ist das Fest des Neusser Handels schlechthin.

Und nach dieser Woche? Andreas Leuchten, der die Büchel-Arkaden verwaltet, wird konkret. Er hoffe, dass die Arkaden wieder etwas bekannter werden und sich für dieses "Dornröschen" neue Mieter finden.

(NGZ)
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