Neuss Albert Wunsch kritisiert Kita-Pläne der Stadt

Neuss · Der Neusser Erziehungswissenschaftler plädiert dafür, dass Eltern Erziehungsgeld erhalten.

 Bis zum Jahr 2020 sollen im Neusser Stadtgebiet acht neue Kitas mit 320 Plätzen entstehen.

Bis zum Jahr 2020 sollen im Neusser Stadtgebiet acht neue Kitas mit 320 Plätzen entstehen.

Foto: dpa

Wenn Albert Wunsch von dem Bedarf an Kindertagesstättenplätzen für Kinder unter drei Jahre hört, dann ist er überzeugt, dass der Begriff "Wunsch" nach weiteren Betreuungsplätzen eigentlich der richtigere wäre. Der Grund: "Ein Platz für ein Kind unter drei Jahren kostet ungefähr 1200 Euro im Monat. Eltern bezahlen dafür aber in der Regel nur einen geringen Eigenanteil. Der Rest wird subventioniert. Auch Eltern mit einem sehr hohen Einkommen erhalten beträchtliche Subventionen für den Krippenplatz", sagt Wunsch. Da die Deckung dieser Plätze 30 bis 40 Prozent betrage, hätten bis zu 70 Prozent der Eltern gar nichts davon. Heißt: Die einen profitieren, die anderen schauen in die Röhre.

"Sinnvoll wäre es doch", so Wunsch, "wenn alle Eltern mit einem bestimmten Betrag unterstützt würden. Diejenigen, die dann ihr Kind in die U3-Betreuung geben wollen, müssten die Differenz aus der eigenen Tasche bezahlen." Wunsch ist überzeugt, dass so die "Bedarfe" rasch weniger würden. Außerdem glaubt er, dass die meisten Eltern gar nicht wissen, was ein Kindertagesstätten-Platz tatsächlich kostet. "Viele denken, mit dem, was sie zahlen, seien die Kosten gedeckt", so Wunsch. Er sieht, dass das Jugendamt ständig unter Druck steht, weil immer mehr Eltern ihr Kind immer früher in eine Betreuung geben wollen. Die Verwaltung rotiere, um Jahr für Jahr neue Plätze zu schaffen.

Ähnlich liefe das bei den Plätzen in den Offenen Ganztagsschulen. Denn auch die werden nicht von den Eltern allein bezahlt. Die Finanzierung basiert auf drei Säulen: Land, Kommune und Eltern. Der städtische Anteil liegt aktuell bei 400 Euro pro OGS-Platz. Und auch dort liegt für Albert Wunsch der Fehler darin, dass Eltern, die ihr Kind nicht in die OGS geben, nicht subventioniert werden. "Das bedeutet doch, dass die eigene Erziehung der Eltern offensichtlich nichts wert ist", äußert sich Wunsch. Aktuell stehen für Grundschüler in Neuss rund 3340 OGS-Plätze zur Verfügung, laut Schulverwaltungsamt sollen rund 1100 weitere entstehen. In den 91 Neusser Kindertagesstätten gibt es zurzeit 1303 Plätze für unter Dreijährige. Zusätzlich bieten 152 Tagesmütter und Tagesväter weitere 449 U3-Plätze an.

(NGZ)
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