Neuss Als Autodidakt das Spielen auf dem Fagott gelernt

Neuss · Der in der Schweiz lebende Fagottist Afonso Venturieri ist Solist beim Konzert der Kammerakademie.

Seit mehr als 30 Jahren kennen sich Lavard Skou Larsen und Afonso Venturieri schon. Der Geiger und Chef der Deutschen Kammerakademie (DKN) und der Fagottist haben sich damals als Studenten am Mozarteum in Salzburg kennengelernt, in verschiedenen Orchestern auch immer mal wieder gemeinsam auf der Bühne gestanden. Aber noch nie in Neuss, mit der DKN, deren Chefdirigent Skou Larsen jetzt schon fast zehn Jahre ist.

"Wir haben es immer wieder versucht", sagt Venturieri lachend, "aber es hat nie geklappt." Bis jetzt. Nun ist der Solo-Fagottist des Orchestre de la Suisse Romande in Genf Solist beim nächsten DKN-Konzert und hat dabei mit seinem Instrument ein schweres Programm zu bestreiten: Mozarts Konzert für Fagott und Orchester B-Dur und Villa-Lobos' Ciranda das sete notas für Fagott und Streicher. "Das Stück von Villa-Lobos dauert zwar nur elf Minuten", sagt Venturieri, "aber es ist sehr, sehr anstrengend, weil das Fagott nur in einer Lage spielt." Normalerweise werde immer nur das oder andere in einem Konzert gespielt, erzählt er und ergänzt schmunzelnd: "Aber Lavard meinte, das würde schon klappen."

Dass Skou Larsen als gebürtiger Brasilianer von seinem Landsmann Venturieri sich ein Werk ihres wiederum gemeinsamem Landsmannes Heitor Villa-Lobos gewünscht hat, ist wenig verwunderlich. Und wenn man so will, sind die anderen Komponisten des Konzerts, Mozart und Michael Haydn, Verweise auf ihr gemeinsame Zeit in Österreich.

Venturieri wurde 1960 im brasilianischen Belém in eine italienische Auswandererfamilie hineingeboren. Musikalische Vorbilder gab es nicht, gleichwohl bekam der zehnjährige Afonso Klavierunterricht. "Ich muss damals schon davon überzeugt gewesen sein, Berufsmusiker zu werden", sagt er und lacht. "Zumindest wird in der Familie erzählt, dass ich auf die Frage nach meinem Beruf gesagt habe: Ich werde in Europa in einem großen Orchester spielen." Aber das Fagott kannte dort keiner. "Es gab nicht einmal einen Lehrer." Er brachte sich das Spielen auf dem Holzblasinstrument selbst bei - so sehr faszinierte es ihn. Er spielte schon in diversen Orchestern, bis er - 17 Jahre alt - sogar umzog, um richtigen Unterricht nehmen zu können.

Zum Studium ging er dann erst nach Österreich und dann nach Deutschland. Nach Detmold. Denn die dortige Hochschule für Musik gilt vor allem unter Holzblasinstrumentalisten als das Nonplusultra. Seit 1987 lebt und arbeitet der Vater von zwei Kindern in Genf - wenn er nicht gerade als Gastsolist in Singapur, Tokio, Montreal oder Neuss auf der Bühne steht.

Info Freithof, Sonntag, 22. November, 18 Uhr, Karten unter 02131 4037795

(hbm)
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