Neuss Als Frau unter Männern in der Hydro-Gießerei

Neuss · Julia Lauda hat einen "Männerberuf" – in der Gießerei im Rheinwerk. Sie rät Mädchen, sich mehr für technische Berufe zu interessieren. Beim Girls' Day morgen sehen sich viele Schülerinnen in Firmen um.

 Julia Lauda arbeitete an den Gießöfen im Rheinwerk in Uedesheim. Heute überwacht die 27-Jährige in der zentralen Warte die Gießprozesse.

Julia Lauda arbeitete an den Gießöfen im Rheinwerk in Uedesheim. Heute überwacht die 27-Jährige in der zentralen Warte die Gießprozesse.

Foto: hydro

Julia Lauda hat einen "Männerberuf" — in der Gießerei im Rheinwerk. Sie rät Mädchen, sich mehr für technische Berufe zu interessieren. Beim Girls' Day morgen sehen sich viele Schülerinnen in Firmen um.

Neuss: Als Frau unter Männern in der Hydro-Gießerei
Foto: Hydro Aluminium Rolled Products GmbH

Als Kind hat sie mit ihrem Vater das Fahrrad repariert oder Autoreifen gewechselt. "Ich habe mich schon immer für Jungen-Sachen und für Technik interessiert", erklärt Julia Lauda. Das bestimmt ihren beruflichen Weg: Die 27-Jährige arbeitet in einem typischen Männerberuf, in der Gießerei im Rheinwerk von Hydro Aluminium.

25 Mitarbeiter sind in einer Schicht, fast eine reine Männerwelt — wenn nicht Julia Lauda und eine Kollegin da wären. Jahrelang arbeitete Lauda an den Gießöfen, in denen bei rund 730 Grad Primär- und Sekundäraluminium zu vier bis acht Meter langen Barren gegossen werden — zehn bis 20 Tonnen schwer. Druckplatten, Dosen und Hochleistungsfolien entstehen daraus.

Dick eingepackt ist die Allerheiligenerin, wenn sie vor den Öfen arbeitet: Unter dem so genannten "Silbermantel" mit Alu-Beschichtung trägt sie einen roten feuerfesten Arbeitsanzug, dazu gehören auch Pullover und lange Unterhose. Helm und Visier schützen den Kopf. Von Hitze vor den Öfen — die Abstrahltemperatur liege bei rund 50, 60 Grad — spricht Julia Lauda nicht. "Es ist schon sehr warm", sagt sie, aber nach kurzer Zeit könne man wieder in den hinteren Bereich. Und für schwere Lasten gebe es viele Hilfsmittel — Kräne und Gabelstapler etwa.

Seit einem Jahr hat Julia Lauda eine neue verantwortungsvolle Aufgabe: Sie ist Wartenführerin, überwacht in der zentralen Warte vor Bildschirmen die Gießprozesse, Kühltürme, Brandmeldeanlage und mehr.

Zunächst wollte Julia Lauda, die in Dormagen-Rheinfeld aufwuchs, Schreinerin werden. "Bei einer Jobmesse in der Gesamtschule sprach mich dann mein späterer Ausbilder bei Hydro an. Als ich sagte, dass ich mich für Technik interessiere, sagte er: ,Bei uns bist Du richtig'." Manche Freunde seien über ihre Wahl beeindruckt gewesen, aber auch verwundert. "Sie fragten sich, wo denn die kleine Julia hingeht. Ich war 16 Jahre alt, als ich die Ausbildung als Fertigungsmechanikerin begann."

Wie sie in der Männerwelt zurecht kommt? "Unter Jungs herrscht ein anderer Umgangston. Man muss sich durchsetzen und mal seinen Mann stehen. Wenn die Männer sehen, dass man arbeiten kann, haben sie Respekt." Ein Vorteil Ihres Berufs: "In vielen Frauen-Berufen verdient man viel weniger."

Ihre Erfahrungen gibt die 27-Jährige bei Jobmessen oder in Schulen an Schülerinnen weiter. "Mädchen sollten ihren Blick öffnen, sich auch für technische Berufe interessieren", rät sie.

Auch in einer anderen Domäne, in der früher Jungs unter sich war, ist Julia Lauda zu Hause: Sie steht in der Damenmannschaft des SV Rosellen im Tor. "Wir sind in die Landesliga aufgestiegen, es war ein tolles Jahr." Und mit Begeisterung fährt sie Auto — ein Mercedes Coupé.

Am Girls'Day morgen — rund 15 Firmen machen mit (www.girls-day.de) — beteiligt sich Hydro Aluminium in diesem Jahr nicht. "Bei uns ist das ganze Jahr über Girls'Day", sagt Sprecher Michael Peter Steffen. "Wir kooperieren mit einer Grundschule in Grevenbroich, mit Hochschulen, sind bei Jobmessen, bieten Praktika. Der Frauenanteil in der Produktion ist noch niedrig, aber das Interesse steigt — es ist ein langfristiger Prozess", meint Steffen.

(NGZ)
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