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Neuss Als Herr Becker über den Rhein spazierte

Neuss · Vor 75 Jahren ging der Neusser mit seiner Familie über den gefrorenen Strom. Ein Rückblick.

 Heinz Becker (84) steht an der Stelle, an der er den Rhein betrat.

Heinz Becker (84) steht an der Stelle, an der er den Rhein betrat.

Foto: Simon Janssen

Immer wenn Heinz Becker an dieser Stelle steht, dreht er die Zeit in Gedanken zurück. Es ist ein bitterkalter Februartag im Jahr 1942. Warm eingepackt stapft der damals Neunjährige mit Vater, Mutter, Schwester und seinem besten Freund durch den Schnee in Richtung Rheinufer. Von der Nordkanalallee aus, an der sie lebten, hatten sie es schließlich nicht weit.

Nahe der Stelle, an der heute die Hammer Landstraße in die Rheinallee übergeht, machen sie etwas, das man sich bei den aktuellen Temperaturen nur schwer vorstellen kann. Unweit der Anlegestelle für Fähren betreten sie den zugefrorenen Rhein und spazieren hinüber ans andere Ufer. Eine Viertelstunde dauert der ungewöhnliche Gang. "Schließlich mussten wir ganz vorsichtig gehen", sagt der 84-Jährige.

Das Amt für Statistik dokumentiert "Eisstand anhaltend" vom 8. Februar bis Anfang März 1942. Der Verkehr auf dem Rhein stand damals mehrere Wochen still. Gefrorene Eisschollen trieben aufeinander, verursachten Stauungen und froren zusammen.

Der Weg, den Heinz Becker und seine Familie nutzten, um zum Ufer zu gelangen, war 1942 noch leicht asphaltiert. Heute klebt Matsch an den Schuhe, wenn man ihn entlangwandert. Auch den kleinen Berg, den man heute hochsteigen muss, um von der Hammer Landstraße aus auf den Rhein zu blicken, gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Die Beckers waren nicht die einzige Familie auf dem Rhein. Als sich die Nachricht verbreitete, dass die Bürger das Eis betreten dürfen, machten sich zahlreiche Neusser auf den Weg zum starren Strom. Ein Vergnügen in einer dunklen Zeit mitten im Zweiten Weltkrieg. "Alle waren sehr bedrückt. Es waren schon viele gefallen, es gab nicht all zu viel zu essen", sagt Becker. Hätte es 1942 Tieffliegerangriffe gegeben, wäre ein Spaziergang über den Rhein gar nicht möglich gewesen.

Heinz Becker war noch keine sechs Jahre alt, da konnte er bereits Schlittschuh laufen. Sein Großvater kaufte ihm damals die besten Schlittschuhe, die es auf dem Markt gab. 1942 wure er sogar Mitglied der DEG-Eiskunstabteilung. An eine Schlittschuh-Tour über den Rhein war jedoch kein Denken. Dafür war die Oberfläche viel zu uneben.

13 Jahre zuvor war der Fluss fast auf seiner gesamten Länge zugefroren. 1947 zerstörte Treibeis im rheinland-pfälzischen Neuwied sogar eine Behelfsbrücke. Im Winter 1962/63 war der Rhein das letzte Mal streckenweise zugefroren.

Denjenigen, die hoffen, auch mal auf dem Rhein spazieren zu gehen, können Experten kaum Hoffnung machen. Grund seien die Warmwasserleitungen der Kraftwerks- und Industrieanlagen am Rhein, die das Rheinwasser für Kühlzwecke verwenden. Aus diesem Grund unterschreiten die Wassertemperaturen am Pegel Köln kaum noch die Zwei-Grad-Celsius-Grenze. Somit bleiben nur die Erinnerungen von Menschen wie Heinz Becker.

(NGZ)
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