Neuss Alte Modern-Jazz-Stücke frisch aufpoliert und weiterentwickelt

Neuss · Das Milt Jackson Project von Matthias Strucken ist eine Huldigung an Milt Jackson und moderne Wiederbelebung zugleich.

 Das Milt Jackson Project von Matthias Strucken (am Vibraphon), kurz: MIP, hat die Reihe "Blue in Green" eröffnet.

Das Milt Jackson Project von Matthias Strucken (am Vibraphon), kurz: MIP, hat die Reihe "Blue in Green" eröffnet.

Foto: Herbert Mertens

Die Begeisterung war dem Düsseldorfer Jazzgitarristen Philipp van Endert, der die Neusser Jazzreihe "Blue in Green" im Kulturforum Alte Post begründet hat und künstlerisch verantwortet, regelrecht anzusehen: "Heute Abend starten wir mit einem echten Knaller, und ich freue mich, dass es endlich geklappt hat!"

Der "Knaller" in der nun bereits elften Saison der Jazzreihe war das Milt Jackson Project (MJP). So heißt die neue Formation, mit der sich der diplomierte Jazz-Vibraphonist Matthias Strucken neben mehreren eigenen Soul- und Jazzbands seinem musikalischen Idol zuwendet. Der Amerikaner Milt Jackson (1923 - 1999) war der führende Vibraphonist auf diesem Instrument im Modern Jazz. Dem von ihm mitgegründeten "Modern Jazz Quartett" gehörte de Musiker mehr als 40 Jahre lang an.

Seine Platten stehen in vielen Schränken, sind live aber nicht mehr zu hören. "Das muss man ändern", sagt Matthias Strucken und holt seine Stücke mit MJP wieder auf die Bühne, entwickelt sie teilweise weiter und interpretiert Soul und Blues auf seine Art, vor allem mit viel Raum für Improvisationen.

Dazu hat er sich für die Formation die besten Swingmusiker zusammengeholt. Martin Sasse gehört zu den gefragtesten Pianisten der deutschen Jazzszene. Matthias Akeo Nowak ist ein Top-Kontrabassist zwischen swingendem Groove und virtuoser solistischer Klasse. Lediglich Mathias Kornmaier, als Drummer höchst zuverlässig, blieb in seinen wenigen Improvisationen etwas blass.

Die aber waren das wirklich Interessante des Abends. "Things are getting better", der 1958 vom Saxophonisten Cannonball Adderley zusammen mit Milt Jackson aufgeführte Titel, ließ den Bass temperamentvoll improvisieren. Martin Sasse steigerte sich vom Pianobass zu mitreißendem Diskant, und Matthias Strucken wirbelte auf den Vibraphonplatten. Ganz im Gegensatz zu seinem Idol bevorzugt er meist harte Schlägel, während Milt Jackson den akkordisch reichen und weichen Sound pflegte.

Bei dem balladesken "I love you, Porgy" von George Gershwin stellte er dem Publikum die Klangmöglichkeiten des Instrumentes bei Verwendung verschiedenster Schlägel vor, nutzte im Kontrast dazu dann ein Glockenspiel. Seine meisterliche Virtuosität spielte er in "Used to be Jackson" aus. In dem eigenen Titel "Floracao", einem Bossa nova, lud Matthias Strucken zum Träumen ein, und Martin Sasse steuerte nochmals eine kreative Improvisation zum Beatles-Titel "Ticket to Ride" bei.

Zum Schluss durfte das Publikum nachsingen "Die MJP-CD muss ich haben, ich kauf sie gleich, vielleicht auch zwei!" Beim letzten Satz wurde der Gesang deutlich leiser, der Beifall umso größer.

(NGZ)
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