Neuss Altherrenquartett spielt wie die Profis - brillant

Neuss · Herbert Knebel und sein Affentheater mal anders: Sie kamen als Musiker und rockten in die Stadthalle.

 Herbert Knebel und sein Affentheater fast inkognito: Denn die "Rentner"-Comedians aus dem Ruhrpott traten vor allem als Musiker in Erscheinung, mit "Rocken bis qualmt".

Herbert Knebel und sein Affentheater fast inkognito: Denn die "Rentner"-Comedians aus dem Ruhrpott traten vor allem als Musiker in Erscheinung, mit "Rocken bis qualmt".

Foto: crei

Offensichtlich hatten viele Zuschauer ihre Karten behalten, denn die große Stadthalle war sehr gut besetzt, als jetzt der Musikabend mit Herbert Knebels Affentheater, der im Dezember aus Krankheitsgründen kurzfristig abgesagt werden musste, stattfand. Im gemischten Publikum auch viele junge Besucher wie Laurin (14) mit Freunden aus Leverkusen: "Mein Vater hat uns die Karten geschenkt."

Bereits der Auftritt der Band führte zu großem "Hallo", was überraschte, denn erstmals war Herbert Knebels Affentheater mit einem reinen Konzertprogramm unter dem Motto "Rocken bis qualmt" on Tour. Die Band feiert aktuell "30 Jahre" mit bisher weit über 1000 Bühnenauftritten.

Nahezu unverändert sind seit 1988 Uwe Lyko (alias Herbert Knebel, Gesang/Gitarre), Martin Breuer (alias Ernst Pichl, Bass), Detlef Hinze (alias Der Trainer, Drums) und seit 1991 Georg Göbel-Jakobi (als Ozzy Ostermann, Gitarren) dabei. Als Gäste spielen im Konzertprogramm Henjek und Stenjek mit: Die ehemalige Bläsersektion der Familie Popolski sorgt mit Trompete und Posaune für so manchen attraktiven Big Band-Sound.

Die Gäste und das vermutlich ideenreichste Altherrenquartett Deutschlands entpuppen sich musikalisch als brillante Profis. Titel der Beatles, Bee Gees, The Kinks, The Who und etlichen weiteren Top- Bands der 1960er bis 80er Jahre kommen nahezu authentisch, allerdings mit deutschen, zumeist sehr witzigen Knebel-Texten.

"Lola" von The Kinks wird zur Ruhrgebiets-Love-Story, ihre Rockballade "Waterloo Sunset" zum "Bahnhof von Essen Zitty", "Highway to Hell" von AC/DC zum Blitzkrieg, weil auf dem Heimweg zu schnell. Überleitungen und Moderationen genießt das Publikum mit großem Vergnügen. Dabei hatte Herbert Knebel zum Beatles-Song "Come Together" gleich zu Anfang gewarnt: "Wat immer jetzt kommt, ihr habt et gewollt, ihr seid ja mitm Pkw hierhin gerollt!" Etliche Ohrwürmer aus verschiedenen Programmen des Affentheaters sorgen für Stimmung wie "Rentner-Love", "Papa war bei den Rolling Stones" oder "Rauch ausse Wohnung".

Die Performance auf der Bühne ist großartig, auch von Henjek und Stenjek im Hintergrund. Wann immer der Trainer sein Schlagzeug verlässt, hätte ihm allerdings ein Rock'n'Rollator weitergeholfen. Unumstrittener Star neben Herbert Knebel ist Ozzy Ostermann mit seinem überwältigenden Gitarrenspiel, als Entertainer präsentiert er sich auch im Outfit bewusst unappetitlich.

Gleichwohl tobt das Publikum, als er sich zum Ende als Monchhichi gefällt. Der Beifall erfährt eine enorme Steigerung, denn Herbert Knebel tritt in der Zugabe im Original-Elvis-Presley-Anzug mit breitem Gürtel auf: "Here we go again". Das ist wirklich so, denn im nächsten Jahr ist wieder Affentheater in der Stadthalle angesagt.

(Nima)
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