Neusser hilft Flüchtlingen Arne, der Lebensretter

Neuss · Arne Dohmes (29) hat am Freitag mit einigen Freunden ein Schiff gekauft. Einen über 50 Jahre alten niederländischen Fischtrawler, 30 Meter lang, mit Platz für bis zu 120 Menschen, genauer: Flüchtlingen.

 Arne Dohmes fährt seit 2006 zur See. Früher als erster Offizier auf Handelsschiffen, nun als Lebensretter.

Arne Dohmes fährt seit 2006 zur See. Früher als erster Offizier auf Handelsschiffen, nun als Lebensretter.

Foto: Dohmes

Der Pastorensohn mit Offizierspatent in der Hochseeschifffahrt war gerade dabei, wieder an Bord eines Frachters zu gehen, als er den Hilferuf von "Jugend rettet" las. Der Verein, der sich im Vorjahr unter dem Eindruck ertrunkener Flüchtlinge aus einer kleinen Studentengruppe entwickelt hatte, wollte selbst zur Rettungstat schreiten. Geld war da, ein Schiff damit in Reichweite und mit Dohmes wäre auch die elfköpfige Crew komplett. "Ich habe keine Minute gewartet", sagt Dohmes. "Ich hätte danach nicht einfach wieder einsteigen und weiter Waren durch die Gegend schippern können", fügt er hinzu.

"Ein gelebtes Zeichen des jungen Europa"

Der Begriff von der christlichen Seefahrt ist für Dohmes kein leeres Wort. "Seefahrer helfen", sagt er knapp. Aber die Aktion, auf die er sich eingelassen hat und der er ehrenamtlich mindestens bis Ende August dienen will, ist auch hochpolitisch. "Wir wollten uns gegen die fehlende Handlungsbereitschaft der Europäischen Union, gegen das Sterben auf dem Mittelmeer auflehnen", fasst Pauline Schmidt den Anstoß zu "Jugend rettet" zusammen.

Schmidt gehört zu dem derzeit neun Köpfe zählenden Kernteam in Berlin, das Dohmes nach seinem Abmustern im Herbst als nautischer Berater ergänzen will. Dieses Team, allesamt noch Studenten, hat von Anfang neben die tätige Hilfe auch die politische (Überzeugungs)-Arbeit gestellt. Ein Netz von Botschaftern soll dem Werben und der Argumentation dabei Breite geben. "Ein gelebtes Zeichen des jungen Europa", heißt es in einer Pressemitteilung, soll der Verein sein und so "konkrete politische Veränderungen hervorrufen".

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Wem das bislang nur nach idealistischen Träumereien klang, muss spätestens jetzt erkennen, dass die Sache Hand und Fuß hat. In nur einem Jahr wurden genug Spenden gesammelt, um den Trawler zu kaufen, der wohl ab Ende nächster Woche in Emden umgebaut und im Juni Richtung Malta in See stechen soll. Auch das Geld für den ersten Monat im Einsatz hat "Jugend rettet" beisammen, eingeworben über Fundraising auf Internet-Plattformen wie Betterplace und mit Fürsprechern wie den Schauspielern Maria Furtwängler oder Armin Rohde im Rücken.

Um die Aktion zu starten, holte sich die Gruppe Rat bei Green-Peace ebenso wie bei der Bundesmarine oder Organisationen wie "Sea Watch". Um sie wie geplant bis Oktober aufrecht erhalten zu können, wird weiter Geld, aber auch Personal gesucht. "Jeder soll mitmachen dürfen", sagt Schmidt. Und auch wenn für die Crew vor allem profis wie Arne Dohmes gesucht werden, braucht die Mission aber auch Helfer an Bord oder im Einsatzhafen auf Malta. Das Casting für die auf drei Wochen angelegten Reisen ist noch nicht beendet. Infos im Internet auf www.jugendrettet.org

(-nau)
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