Neuss Asylbewerber ziehen in Abriss-Hochhaus ein

Neuss · Der Stadt werden immer mehr Asylbewerber zugewiesen. Die werden nun für ein Jahr in einem leerstehenden Hochhaus untergebracht.

Neuss: Asylbewerber ziehen in Abriss-Hochhaus ein
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Die Stadt hat ein Platzproblem: Drei Übergangsheime für Asylbewerber betreibt sie bereits, und dennoch fehlen Räume für die steigende Zahl jener Menschen, die Zuflucht suchen in Deutschland. Sozialdezernent Hahn greift nun zu einer unkonventionellen Lösung: Ab November sollen 50 Asylbewerber in eines der leerstehenden Hochhäuser an der Hülchrather Straße in Weckhoven einziehen.

 Die Hochhäuser an der Hülchrather Straße stehen leer. In eines davon werden Familien einziehen, die als Asylbewerber nach Neuss kommen.

Die Hochhäuser an der Hülchrather Straße stehen leer. In eines davon werden Familien einziehen, die als Asylbewerber nach Neuss kommen.

Foto: woi

"Das ist eine vorübergehende Maßnahme", sagt Sozialdezernent Stefan Hahn. Mit dem Besitzer, dem Neusser Bauverein, habe sich die Stadt darauf geeinigt, die Unterbringung auf ein Jahr zu befristen. Denn die Hochhäuser stehen leer, weil sie bald abgerissen werden sollen. An der Stelle soll im Rahmen der "städtebaulichen Neuordnung" Platz für 175 neue Wohneinheiten geschaffen werden. "Daran wollen wir auch nicht rütteln", sagt Hahn.

Derzeit gibt es in den drei Neusser Übergangsheimen 267 Plätze. "Das hat in den vergangenen Jahren stets ausgereicht", betont Hahn. Nun aber sei der Stadt mitgeteilt worden, dass sie allein im Zeitraum von August dieses Jahres bis kommenden Juli 161 Menschen neu aufnehmen muss. "Das übersteigt unsere Kapazitäten", sagt der Sozialdezernent. Die Verwaltung habe daraufhin zunächst versucht, auf den bestehenden Flächen der Übergangsheime Anbauten zu realisieren.

Das Mittel der Wahl sind Container — "doch die sind ausgebucht", sagt Hahn. Nicht nur, weil auch andere Städte eine höhere Anzahl Asylbewerber aufnehmen müssen, sondern vor allem, weil die kostengünstigen Module für den provisorischen Bau von Kindertagesstätten genutzt werden. "Das haben wir in Neuss ja auch getan", meint Hahn, der von Lieferzeiten von rund sechs Monaten berichtet. So lange könne die Stadt nicht warten. "Wir sind daher froh, dass wir uns mit dem Bauverein einigen konnten", sagt er.

Vor allem Familien sollen in eines der Hochhäuser, und dort auch nur in die ersten drei Stockwerke, einziehen. Den Familien biete die Unterkunft mehr Privatsphäre, anders als in den Übergangsheimen müssen sie sich zum Beispiel kein Bad auf dem Flur teilen. Die Stadt ist nun dabei, die Einrichtung zusammenzustellen. Zwar verfügen die Häuser noch über alle Anschlüsse, aber es fehlt Mobiliar.

Weckhovens Stadtverordnete Karin Kilb (CDU) fordert unterdessen, auch an eine gute soziale Betreuung zu denken. "Dann wird es auch klappen, die Menschen hier im Stadtteil zu integrieren", sagt sie.

(NGZ)
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