Neuss Aus Schatzsuche wird Archäologie

Neuss · Am Sonntag eröffnet das Clemes-Sels-Museum seine neue Ausstellung "Jäger der verlorenen Geschichte". In den Mittelpunkt hat Kurator Carl Pause Pioniere wie Hermann Josef Jäger und Constantin Koenen gestellt, die wesentlich die Neusser Geschichtsforschung prägten.

Ausstellung: Jäger der verlorenen Geschichte
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Neuss ist nicht nur eine der ältesten Städte Deutschlands, auch die Geschichtsforschung setzte hier schon früher ein als anderenorts. "Die Neusser waren sich schon immer bewusst, dass sie auf römischen Boden lebten", erklärt Carl Pause, Kurator für für Archäologie und Stadtgeschichte am Clemens-Sels-Museum. Nur sei die römische Vergangenheit trotz überall sichtbarer Spuren lange als heidnisch abgetan und damit für uninteressant befunden worden.

Dies änderte sich erst im Zuge der Renaissance, als überall in Europa das Interesse gerade an den antiken Kulturen anstieg. In Neuss sind die Anfänge der Geschichtsforschung untrennbar mit den Namen Hermann Josef Jäger, Clemens Sels und Constantin Koenen verbunden.

Diesen Pionieren widmet das Clemens-Sels-Museum seine neue Austellung "Jäger der verlorenen Geschichte", die am Sonntag eröffnet wird. Constantin Koenen war so ein Fall. Bereits als kleiner Junge habe der 1854 geborene Koenen auf den Feldern Tonscherben aufgesammelt. "Und das zu einer Zeit, als das nahezu niemanden interessiert hat. Man muss sich vorstellen, wie er dafür belächelt worden ist", macht Kurator Pause deutlich.

Im Alter von gerade 17 oder 18 Jahren stellte er bereits die These auf, dass sich das Neusser Legionslager nicht wie vermutet unter dem Stadtkern, sondern außerhalb befinde. Der Autodidakt Koenen ohne großartige Schulbildung behielt Recht. Er fand das Lager, grub es aus, und wandte bahnbrechende Methoden an. "Er hat zum Beispiel auf Bodenverfärbungen geachtet, alles skizziert und war damit seiner Zeit weit voraus", schildert Pause.

Noch vor Koenen machte sich Hermann Josef Jäger einen Namen. Er gründete 1845 das erste Museum in Neuss, das zweitälteste im Rheinland überhaupt. Während Koenen schon archäologische Methoden anwandte, gehörte Jäger eher noch zur Kategorie Schatzsucher. "Ihm ging es darum, Mauern freizulegen und Gegenstände zu finden", beschreibt Carl Pause den aus heutiger Sicht wenig wissenschaftlichen Anspruch Jägers. Auch die Rolle von Namensgeber Clemens Sels, ein privater Sammler, dessen Witwe Pauline den 1912 eröffneten Vorgängerbau des Museums stiftete, wird beleuchtet.

Doch die Ausstellung bietet noch mehr. Sie zeigt die Entdecker und ihre Funde, stellt moderne archäologische Methoden vor und gibt Kindern die Chance, etwas anzufassen und selbst zu entdecken. Die Rolle der Heimatvereine wird ebenso wenig vergessen, wie die Neusser Geschichtsforschung seit dem Zweiten Weltkrieg. Mit "Jägern der verlorenen Geschichte" ist dem Sels-Museum ein Überblick der eigenen Wurzeln gelungen.

(NGZ)
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