Neuss Autofinanzierer Bank11 gibt Gas

Neuss · Das Neusser Kreditinstitut hat nach nur wenigen Jahren die Gewinnzone erreicht und peilt weiter rasantes Wachstum an.

 Die Bank11 finanziert Autokäufe und -reparaturen (oben). Links der Sitz im Hammfeld, rechts Geschäftsführer Andreas Finkenberg.

Die Bank11 finanziert Autokäufe und -reparaturen (oben). Links der Sitz im Hammfeld, rechts Geschäftsführer Andreas Finkenberg.

Foto: dpa, Bank 11 (2)

Das Hammfeld im Neusser Osten ist nicht gerade bekannt als Finanzschauplatz. Eher als gefragte Grünfläche für den Bau von Möbelhäusern, Einkaufszentren und Rechenzentren. Die Lage ist nun einmal so gut. Dass in einem der Bürohäuser dort einer der frechsten Emporkömmlinge des deutschen Bankensektors residiert, sieht man eigentlich nur an den Fahnen vor der Haustür und dem Logo auf dem Dach. Die Bank11 aus dem Werhahn-Konzern mischt seit ihrem Marktstart vor vier Jahren den Sektor der Automobilfinanzierer kräftig auf. "Wir sind der Discounter unter den Autobanken", sagt Geschäftsführer Andreas Finkenberg. "Wir konzentrieren uns auf wenige Produkte, gute Qualität, Sparsamkeit in der Präsentation, und wir sind günstig. Dieses Profil versuchen wir mit Leben zu füllen."

Besucht man das Kreditinstitut, betritt man keine Schalterhalle, keine repräsentativen Flure mit viel Chichi. Sondern eine nüchtern und sachlich eingerichtete Büroetage. Schlichte Funktionalität, Effizienz, die Konzentration auf einige wenige Anlage- und Finanzierungsprodukte - das gehört zu Finkenbergs Idee, zur Strategie seiner Bank: "Wir sind ein Start-up. Wir sehen uns eher als Fabrik statt als Bank. Wir brauchen kein Lack und Leder."

Das Geschäftsmodell der Bank11 funktioniert so: Wenn ein Händler ein Auto oder eine Werkstatt eine Reparatur verkauft, dann brauchen viele klamme Kunden einen Finanzierer. Das machen zahlreiche Kreditinstitute, die meisten von ihnen gehören aber zu Autobauern wie Volkswagen und Ford. Die Bank11 hat sich ein Netz von 5700 Autohändlern aufgebaut, die die Finanzierungsangebote der Neusser vornehmlich an Privatkunden vermitteln. Wird ein Auto verkauft, geht die Kreditanfrage online in Neuss ein und wird zunächst automatisch geprüft. Hebt die Software aufgrund von Schufa-Auskunft (dem so genannten Score) und weiteren Analysen der Einkünfte- und Ausgabensituation des Käufers den Daumen, kann der Verkauf über die Bühne gehen. Falls nicht, prüft ein Sachbearbeiter, warum der Computer skeptisch geworden ist. "Eine Ablehnung kommt immer von einem Menschen", sagt der Chef.

Auf diese Weise werden täglich zwischen 300 und 500 Kredite ausgezahlt. Im Gegenzug erhält die Bank den Fahrzeugbrief und bewahrt ihn auf, bis das Darlehen abbezahlt ist. Im Keller lagern gut gesichert inzwischen mehr als 100 000 Fahrzeugbriefe.

Die Arbeitsweise wird von den Händlern offenbar goutiert. In Befragungen von "Markt Intern" lag das Institut hinter dem Branchenführer Santander-Bank zuletzt auf dem zweiten Platz mit sehr guten Noten. Das spiegelt sich auch in den jüngst vorgelegten Geschäftszahlen wider: Die Summe der Kredite lag 2014 bei 797 Millionen Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die Bank11 erstmals die Milliarden-Schallgrenze bei der Bilanzsumme durchbrochen. Zum zweiten Mal blieb unterm Strich ein Gewinn (nun 6,2 Millionen Euro).

Für dieses Jahr haben sich Finkenberg und sein Geschäftsführer-Kollege Martin Straaten ein Umsatzwachstum von mindestens 20 Prozent vorgenommen. Per Ende Mai, so heißt es, sind es sogar knapp 40 Prozent. Und der Markt gibt noch viel her. "Wir haben in Deutschland noch so viel Potenzial, dass eine Expansion auf den europäischen Markt in den nächsten drei Jahren nicht vorgesehen ist." Jüngstes Produkt ist "EvoRepair", ein Finanzierungsmodell für Werkstattkunden mit einem in den ersten zwei Jahren zinslosen Darlehen. "Wir verdienen mit EvoRepair heute kein Geld, aber wir glauben, dass wir so Kunden gewinnen können", sagt Finkenberg.

Derzeit arbeiten 180 Beschäftigte, davon elf Auszubildende, für das Institut in Neuss. Bis Ende des Jahres sollen es rund 200 sein. Platz genug ist jedenfalls in dem schlichten Bürogebäude im Hammfeld.

(NGZ)
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