Neuss Baby-Notarztwagen anerkannt

Neuss · Jahrelang machten die Krankenkassen hinter dem Baby-NAW ein Fragezeichen. Zu speziell und damit zu teuer. Im neuen Rettungsdienstbedarfsplan nun ist er erstmals verankert. Angemahnt werden Verbesserungen für Kaarst.

 Bis zu 500 Mal im Jahr kreisweit im Einsatz und jetzt endlich anerkannt: der Baby-Notarztwagen.

Bis zu 500 Mal im Jahr kreisweit im Einsatz und jetzt endlich anerkannt: der Baby-Notarztwagen.

Foto: Woi

Dirk Hermes musste man nie erklären, warum der Baby-Notarztwagen ein wichtiges Rettungsmittel ist. Denn der Fachbereichsleiter für Einsatzdienste der Johanniter Unfallhilfe hat als Vater dieses im Kreis einmalige Fahrzeug erlebt, als seine Zwillinge viel zu früh geboren wurden und schnell in eine Kinderklinik mit Intensivstation verlegt werden mussten. Aber die Krankenkassen machten hinter dem "Baby-NAW" immer ein Fragezeichen – bis jetzt. Im neuen Rettungsdienstbedarfsplan ist das Fahrzeug erstmals fest eingeplant. "Das gibt Planungssicherheit", sagt Ralf Raschke, beim Ordnungsamt der Stadt zuständig für das Rettungswesen.

Alle fünf Jahre wird dieser Plan neu überdacht. Dabei wird geprüft, ob die gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden, die zum Beispiel die Hilfsfristen festlegen. Jene Zeitspanne, die zwischen dem Notruf und dem Eintreffen der Helfer vor Ort verstreichen darf. In der Stadt gelten acht Minuten als Grenze, im ländlichen Raum werden zwölf Minuten als zulässig anerkannt. Das ist im Fall der drei Neusser Wachen nicht überall gewährleistet.

Auf dem Prüfstand bleibt der Neusser Norden. Von der Wache an der Kaarster Straße erreichen die dort stationierten Malteser Einsatzziele im mitzuversorgenden Stadtteil Kaarst nur in acht von zehn Fällen innerhalb der gesetzten Frist. Das ist zu wenig. Änderungen in der Ablauforganisation wurden mit dem Ziel vorgenommen, die Ausrückezeiten zu verkürzen, eine bauliche Erweiterung könnte hinzukommen, sagt Raschke. Der Kreis hat nun im Bedarfsplan eine alle drei Monate vorzunehmende Ist-Analyse vorgeschrieben. Sollten Verbesserungen ausbleiben, sei anzustreben, so der Kreis, einen der beiden Rettungstransportwagen (RTW) von der Wache Nord nach Kaarst zu verlegen.

Problemlos stellt sich dagegen die Situation in den Einsatzbezirken der Wachen Neuss-Mitte (Hellersbergstraße) und Neuss-Süd (Am Südpark) dar. Für die Pläne des dort tätigen DRK, einen RTW in Rosellen zu stationieren, wird nach erneuter Analyse kein Bedarf gesehen. Das, so Raschke, werde sich so schnell wohl auch nicht ändern.

Positiv aus Neusser Sicht wird die Anerkennung des Baby-Notarztwagens bewertet, der bei den Johannitern an der Wache Neuss-Mitte stationiert und von dort kreisweit im Einsatz ist. Auftrag: Die ausschließliche notfallmedizinische Versorgung und der schonende Transport von Frühgeborenen und Säuglingen. "Wir bringen eine Intensivstation vor Ort", nennt Hermes den stärksten Trumpf. Die Anerkennung beendet die Zeit der Duldung und schafft die Möglichkeit, ein neues Fahrzeug anzuschaffen.

(NGZ)
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