Interview: Johnny Yuma Band spielt auch in New Yorker Gefängnis

Neuss · Zum zweiten Mal hat die Neusser Band "Johnny & the Hot Rods" ein Gefängniskonzert gegeben - nach Köln waren die Musiker nun in der Justizvollzugsanstalt Dortmund zu Gast. Unsere Zeitung hat mit dem Bandleader über diese Erfahrung gesprochen.

 Johnny Yuma und seine Bandkollegen wollen in Zukunft weitere Konzerte in Gefängnissen spielen. "Egal, was sie gemacht haben, die Inhaftierten sind auch nur Menschen", sagt Yuma. Die Musik helfe ihnen, dem tristen Alltag zu entfliehen.

Johnny Yuma und seine Bandkollegen wollen in Zukunft weitere Konzerte in Gefängnissen spielen. "Egal, was sie gemacht haben, die Inhaftierten sind auch nur Menschen", sagt Yuma. Die Musik helfe ihnen, dem tristen Alltag zu entfliehen.

Foto: nn

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, Konzerte für Häftlinge zu geben?

Johnny Yuma Es ist unser Tribut an Johnny Cash, der eines meiner ganz großen Idole ist. Er hat immer wieder Konzerte in Gefängnissen gegeben, weil er sich den "outlaws", den "underdogs" der Gesellschaft persönlich sehr verbunden fühlte. Irgendwann kam eine Anfrage von der Justizbehörde des Landes. Wir haben zugestimmt und haben nun nach einem Konzert im Gefängnis von Köln-Ossendorf in der JVA Dortmund ein Konzert gegeben, und obwohl es keine Gage gab, würde ich es immer wieder machen.

Was ist das für ein Gefühl, dort plötzlich hinter verschlossen Türen zu sein?

Yuma Ein sehr klammes. Man kommt rein, die Tür geht hinter dir zu, und du spürst als erstes die buchstäblich dicke Luft. Es ist stickig, feucht und riecht nach Anstaltsessen. Ich würde ersticken, wenn ich da leben müsste. Dann sind die Gänge sehr schmal, alles ist eng und bedrückend, und aus den Zellen hört man manchmal Schreie, weil irgendjemand einen Koller hat. Die Wärter sind völlig humorlos und unpersönlich. Da gibt es kein persönliches Wort, keine freundliche Geste.

Was gab es für Sicherheitsvorkehrungen?

Yuma Wir mussten schon einige Zeit vorher unsere persönlichen Daten einreichen. Bei unserer Ankunft wurden uns die Ausweise abgenommen und als Bandleader bekam ich ein Aluschild mit dem Hinweis, sehr gut darauf aufzupassen, denn bei Verlust käme ich nicht mehr raus. Das war nicht einmal humorvoll gemeint, sondern völlig ernst.

In welchem Rahmen habt Ihr dort gespielt?

Yuma Unser Konzert war in der Anstaltskapelle vor ungefähr 60 Häftlingen. Das waren richtig heftige Jungs, die einiges auf dem Kerbholz haben, und doch haben wir sie schon nach wenigen Songs dazu gebracht, völlig aus sich rauszugehen. Die haben mitgesungen, getanzt, wollten auf die Bühne. Es war ungeheuer laut und mitreißend wie in großen Sälen mit hunderten Zuschauern. Die Stimmung war einfach unglaublich. Zum Schluss haben wir "Johnny B. Good" gespielt, und "Hurt" von Johnny Cash, und da war einer, der bei dem Song einfach nur noch geheult hat.

Was wollt Ihr vermitteln?

Yuma Der Rock'n Roll gibt ihnen Lebensmut, Spaß, Entspannung, Freude, einen Ausflug aus dem tristen Alltag und eine Brücke in die normale Welt. Egal, was sie gemacht haben, das sind alles auch nur Menschen.

Wie haben Sie sich nach dem Konzert gefühlt?

Yuma Die Häftlinge wurden nach dem Konzert sehr schnell wieder weggebracht. Es war insgesamt eine sehr angespannte Situation. Einige sind dennoch zu uns gekommen und haben nach CDs gefragt, aber die Wärter haben erklärt, dass man dafür erstmal Anträge ausfüllen muss. Auf dem Rückweg im Auto waren erstmal alle Bandmitglieder ungewöhnlich still.

Haben Sie Pläne für weitere Knastkonzerte?

Yuma In Köln-Ossendorf wollen wir ein Konzert im Frauengefängnis geben. Vor allem aber geht es nächstes Jahr nach New York, wo wir auf Einladung des Generalkonsuls in Sing-Sing spielen werden. Das erfordert ziemlich viele Vorbereitungen, weil wir uns das ganze Bandequipment leihen müssen. Danach geht es dann weiter in die Neusser Partnerstadt St. Paul und nach Memphis, wo wir auf dem "Beale Street"-Festival auftreten. Dafür suchen wir allerdings noch Sponsoren.

(NGZ)
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