Neuss Bankmitarbeiter greifen zur Schippe

Neuss · 60 Freiwillige des Finanzdienstleisters GE Capital haben geholfen - es gehört zur amerikanischen Unternehmenskultur.

 Fleißig und freiwillig schaufeln die Angestellten von GE Capital Sand in die Schubkarren, der gegen neuen ausgetauscht wird. Die Verschönerung der Kita "Kleine Welt" ist eines der sozialen Projekte des Unternehmens.

Fleißig und freiwillig schaufeln die Angestellten von GE Capital Sand in die Schubkarren, der gegen neuen ausgetauscht wird. Die Verschönerung der Kita "Kleine Welt" ist eines der sozialen Projekte des Unternehmens.

Foto: Woi

Vergnügt schippen die freiwilligen Helfer Sand in mehrere Schubkarren. Vom Spielplatz der Kindertagesstätte geht es einmal übers Gelände bis vor das Tor. Dort stehen zwei Container - einer mit neuem und einer mit alten Sand. Fast alle Helfer tragen blaue T-Shirts mit dem Symbol von General Electric (GE) auf der Rückseite. Sie arbeiten für den US-amerikanischen Riesenkonzern, besser gesagt: für dessen Finanzdienstleiter GE Capital in Düsseldorf am Seestern. Für einen Tag haben die Banker ihren Arbeitsplatz vorm Computer gegen den Spielplatz im Neusser Norden getauscht.

Über 60 Mitarbeiter helfen freiwillig bei der Verschönerung der Kindertagesstätte "Kleine Welt" mit. Draußen tauschen sie den Sand aus, bauen zwei alte Spielgeräte ab und stellen neue auf. Drinnen streichen sie Wände und bekleben Stufen mit Zahlen. Das alles ist gefördert von ihrem Unternehmen, das sie freigestellt hat und die Materialen bezahlt.

"Die Freiwilligenarbeit ist eine feste Institution im GE-Konzern, schon seit Jahrzehnten", erklärt Elmar Lukas, Geschäftsführer von GE Capital in Düsseldorf. Und auch die deutsche Niederlassung habe diese sehr amerikanische Unternehmenskultur übernommen. Traditionell spielt in den USA, wo staatliche Sozialleistungen überaus gering sind, ehrenamtliche und freiwillige Arbeit eine viel größere, oft existenziellere Rolle als in Deutschland. Die Mitarbeiter von GE Capital haben geschaut, wo sie helfen können. "Wir wollten uns in der näheren Umgebung engagieren", sagt Lukas. In der Nähe des Unternehmens und der Mitarbeiter und so ein Gemeinschaftsgefühl vor Ort stärken.

Fündig geworden sind sie in der Nordstadt. In der Kindertagesstätte mit dem programmatischen Namen "Kleine Welt" werden 80 Kinder aus 28 Nationen betreut. 90 Prozent haben einen Migrationshintergrund, vielen Familien geht es finanziell nicht gut.

Seit 2004 unterstützen GE-Mitarbeiter die Kita auf verschiedene Weise: Zusammen mit den Kindern basteln sie Laternen und machen Ausflüge in Zoos und Freizeitparks. "Viele Kinder kommen so an Orte, an denen sie noch nicht waren", erzählt Kita-Leiterin Petra Kruchem. Zudem hat das Unternehmen eine Spülmaschine und ein Aquarium gesponsert. Aber das waren Ausnahmen, erklärt Lukas, eigentlich solle mit manpower, also Arbeitskraft, unterstützt werden. So auch bei der Verschönerung der Kita - sie gehört zu den größeren Projekten, die einmal im Jahr stattfinden. Dabei ist alles bestens organisiert. Ein Gartenbauunternehmen stellt die Arbeitsgeräte und leitet die über 60 Banker an, die erstmal mit Arbeit versorgt werden müssen. So wird gearbeitet, wie es wohl kein Profi tun würde: Anstatt mit dem Bagger wird aufwendig mit der Hand geschippt, der Sand umständlich mit Schubkarren transportiert. Aber Gerät steht bereit, wenn es nicht mehr geht. "Ab 14 Uhr werden die Arme müde", erzählt ein Mitarbeiter der Gartenbaufirma.

Dann bekommt das Ganze schnell den Charakter eines launigen Betriebsausfluges. Es wird geflachst und gelacht. Späße über die Kondition und körperliche Verfassung des Kollegen sind zu hören. Besonders produktiv wirkt das alles nicht, aber immerhin ist es für einen guten Zweck.

(NGZ)
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