Neuss Bankräuber kannte Geheimcodes für Safe

Neuss · Mit Insiderwissen konnte ein 32-Jähriger in einer Pizzapause 353.000 Euro stehlen. Die Mitarbeiter des Geschäfts sind als Tippgeber verdächtig.

 Generalschlüssel, Lageplan und die Geheimcodes für den Tresor machten es einem 32-Jährigen leicht, in die Targo-Bank einzubrechen. Für die - am Ende gescheiterte - Tat wurde er gestern zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Generalschlüssel, Lageplan und die Geheimcodes für den Tresor machten es einem 32-Jährigen leicht, in die Targo-Bank einzubrechen. Für die - am Ende gescheiterte - Tat wurde er gestern zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Foto: A. Woitschützke

Ein 32-jähriger Leverkusener ist im Amtsgericht Neuss für den im Juni in der Filiale der Targo-Bank verübten Diebstahl von 353.000 Euro zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Mit ihm sitzt aber nur der "Dumme ein", wie ihn sein Anwalt nannte, "der ins Feuer geschickt wurde". Nach seinen Hintermännern, die möglicherweise im salafistischen Milieu zu suchen sind, wird noch gefahndet. Gegen einen Mitarbeiter der Bank läuft zudem ein Ermittlungsverfahren. Er steht in dem dringenden Verdacht, Insiderwissen an die Täter weitergegeben zu haben, ohne das dieser außergewöhnliche Coup nicht möglich gewesen wäre.

Als der Angeklagte von einem ominösen Hakan im Auto eines gewissen Kemal am 7. Juni zur Sebastianusstraße kutschiert und in die Bank geschickt wurde, wusste er von seinen Auftraggebern gar nichts bis wenig - von der Bank aber alles. Denn Hakan, den der Täter angeblich zwei Jahre kannte (ohne ihn näher beschreiben oder gar eine Anschrift nennen zu können), hatte nämlich alles dabei: Einen Generalschlüssel, der den Seiteneingang zur Bank öffnete. Einen Lageplan, mit dem der Dieb in der nicht abgeschlossenen Schreibtisch-Schublade eines Bankmitarbeiters den Schlüssel zum Tresorraum aufspüren konnte.

Und er hatte einen Zettel, auf dem die beiden Zugangscodes standen, die den mit einem Zeitschloss gesicherten Geldschrank öffneten. Ja, dieser Hakan wusste sogar, in welcher Reihenfolge die Codes einzutippen waren - und wie viel Zeit zwischen den Eingaben verstreichen musste. Angst vor Entdeckung müsse er nicht haben, gab der Auftraggeber dem Angeklagten noch mit auf den Weg. Die Mitarbeiter würden ihre Mittagspause ein Stockwerk höher verbringen.

Inzwischen wissen die Ermittler, dass eben jener Mitarbeiter, in dessen Schreibtisch der Tresorschlüssel schlummerte, seine Kollegen ausgerechnet zur Tatzeit zu einem Pizza-Gelage über der Bank eingeladen hatte. Ob die Auftraggeber das wussten, ist ungeklärt. Der Zusammenhang macht den Bankangestellten jedoch sehr verdächtig.

Der fein ausgetüftelte Plan scheiterte, weil eine Mitarbeiterin dem allgemeinen Pizzaessen fernblieb. Sie wollte noch schnell die Post fertig machen und in den Tresorraum bringen - wo sie auf den Dieb traf. Sie hielt ihn erst für einen Techniker, bis ihr dämmerte, dass auch der nicht alleine vor einem offenen Tresor arbeiten dürfte. Ein sehr halbherziger Fluchtversuch wurde von Bankmitarbeitern vereitelt, wenig später ließ sich der Dieb von der Polizei widerstandslos festnehmen.

Von der Beute hatte man dem einschlägig vorbestraften Dieb 5000 Euro versprochen. Mit denen wollte der Arbeitslose, der lange Drogen genommen hat und wegen Psychosen behandelt wird, seine Schulden bei einer Telefongesellschaft tilgen. Fahnder bringen den Konvertiten, der sich zum Islam bekennt, mit Salafisten in Zusammenhang. Aber das bestritt dieser.

(-nau)
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