Neuss Barockensemble aus Basel spielt Kuriositäten der Alten Musik

Neuss · Der berühmte Cembalist und Entdecker vor allem frühbarocker italienischer Musik, Andrea Marcon, war mit seinem Basler Barockensemble "La Cetra" Gast im Zeughaus. Der Italiener ist heute Professor für Cembalo und Orgel an der Schola Cantorum Basilensis.

Nun ist die Hochschule aber auch bedeutendes Forschungszentrum für Alte Musik, und das Programm "Italienische Reise mit Capricci und Stravaganzen des Frühbarock" enthielt zahlreiche Neuentdeckungen. Namen wie Marco Uccellini, Biagio Marini oder Giovanni Battista Fontana stehen für rauschende Musikfeste im Venedig der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Dabei gab es in der Zeit der "Alten Musik" in Wirklichkeit nur neue Musik an selten zu hörenden Instrumenten. Das verrät auch schon der Programmtitel: Stravaganzen sind das gewagte, unerhört Neue, Capricci beinhalten den lustvollen, oft scherzhaften Regelverstoß gegen tradierte Formen.

Der Titel hätte auch "Concerti curiosi" lauten können. Carlo Farina etwa imitiert in seinem berühmten "Capriccio Stravagante" von 1627 Katzengejaule, Hundegebell, Hahnenschrei, Landsknechtflöte und spanische Barockgitarre. So ganz nebenbei konnten die Mitglieder des Barockensembles höchste solistische Qualitäten offenbaren.

In Neuss repräsentierten das Ensemble Violinen, Viola, Violoncello, Viola da Gamba, Blockflöte, Theorben, Barockgitarre und Violone, den barocken Vorläufer des heutigen Kontrabasses. Am Cembalo: natürlich Andrea Marcon. Das wunderbar weich tönende Instrument nach italienischen Vorbildern des 17. Jahrhunderts wurde vom Cembalobaumeister Volker Plattep zur Verfügung gestellt. Gleich der erste Titel "Aria quinta sopra La Bergamasca" machte mit einem weiteren faszinierenden Instrument des Renaissance und Frühbarock bekannt. Zu ostinatem Basso continuo konzertieren zwei Violinen sowie Blockflöte und Cornetto miteinander.

Das Cornetto, im Deutschen: Zink, ist ein Grifflochhorn, klingt wie eine Mischung aus Blockflöte und Trompete und imitiert die menschliche Stimme besonders gelungen. Die schwierige Intonation gelang dem Bläser Bork Frithjof Smith makellos. So war ein besonderer Höhepunkt, dass die dreisätzige "Sonata in F-Dur" des Bach-Zeitgenossen Pietro Baldassare, die heute viele Trompeter in ihrem Repertoire haben, im Zeughaus authentisch mit Cornetto zur Begleitung der Streicher und Generalbass aufgeführt wurde. Die Virtuosität der schnellen Ecksätze, mit der dieses frühe Instrument gespielt wurde, musste begeistern.

(Nima)
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