Neuss Bastian Pastewka ermittelt als Detektiv

Neuss · Für das Live-Hörspiel "Paul Temple und der Fall Gregory" schlüpft der deutsche Schauspieler in die Rolle des Detektivs von Francis Durbridge. Er und seine Kollegen spielen und sprechen nicht nur, sondern machen auch alle Geräusche.

Neuss: Bastian Pastewka ermittelt als Detektiv
Foto: Foto Pastewka

So ganz kann das nicht stimmen: "Im Grunde bin ich kein großer Krimi-Freund", beteuert Bastian Pastewka. Wie bitte? Er, der Inspektor Very Long im "Wixxer" spielte, mit dem Hörspiel "Die drei ???" auf Tour war und jetzt in den Trenchcoat von Detektiv Paul Temple schlüpft, um auf der Bühne den Fall Gregory zu lösen, mag eigentlich keine Krimis? Warum bekennt er denn auf seiner Homepage, dass er schon als Kind und Jugendlicher von "Aktenzeichen XY" fasziniert war? Und alle Bücher der Reihe "Die drei ???" kennt?

"Nach Folge 40 habe ich aufgehört", kommentiert er Letzteres und lacht. "Aber sagen Sie mir eine Zahl bis 40, und ich sage Ihnen den Titel der Folge!" Okay, nehmen wir also Nummer 23. ",Die drei ??? und das Aztekenschwert'" kommt es wie aus der Pistole geschossen vom anderen Ende der Leitung. Stimmt! Mit diesem Wissen glänzte der Komiker schon bei "Wetten dass ...?", immerhin war er bis zu seinem 18. Lebensjahr "???"-Fan: "Danach bin ich ausgestiegen." Aber er mochte bis dahin auch Märchen und die "Fünf-Freunde"-Bücher, war früher ganz heiß darauf, viel im Fernsehen zu sehen, "wohlige Spaßkrimis", aber im Erwachsenenfernsehen eben auch "Aktenzeichen XY" unter Eduard Zimmermann. Die damals von Laien dargestellten Szenen zu Kriminalfällen habe er als echt und deswegen auch besonders grausam empfunden, sagt Pastewka und meint schmunzelnd, dass er dadurch "frühzeitig traumatisiert" wurde.

Auch wenn diese Liebe mit der Zeit nachließ - die zum Hörspiel blieb. "Ich bin nach wie vor ein Freund des Radio-Hörspiels", sagt er, hat auch Paul-Temple-Folgen gehört und sagt heute noch: "Ich fand sie sehr spannend, weil es am Ende immer einen Täter gibt und alles darauf hinausläuft." Diese Gattung ist es vor allem, die ihn zu gespielten Vertonungen auf der Bühne von den "Drei ???" führte oder wie jetzt zu Projekten wie "Paul Temple". 29 Fälle hatte die britische BBC in den Jahren 1938 bis 1968 produziert, und in den 1950er- und 1960er-Jahren schwappte die Welle nach Deutsch land rüber: Der WDR und sein Vorgänger NWDR produzierten die Hörspiele auf Deutsch. "Paul Temple und der Fall Gregory" war 1949 der erste, tauchte irgendwann zur großen Begeisterung von Pastewka wieder auf und war der Anlass für eine Bühnenproduktion des Hörspiels von SWR und der WDR 2013 für die Hörspieltage in Karlsruhe. Eigentlich sollte das eine einmalige Sache bleiben, erzählt Pastewka, "aber der Andrang war so groß, dass die Veranstaltung nach draußen übertragen wurde." Flugs wurde eine ganze Tour daraus - inzwischen startet schon die zweite Auflage mit 30 neuen Auftritten von "Pastewka und Komplizen". Am 21. Oktober kommen sie nach Neuss in die Stadthalle.

Vorwissen sei überhaupt nicht nötig, sagt Pastewka und beruhigt: "Ich bin ja da." Bis hin zu den Geräuschen macht der 1972 in Bochum geborenen Comedian mit seinem Team auf der Bühne alles selbst. "Wir bringen wahnsinnig viele Requisiten mit", sagt er lachend. Gleichwohl ist das Konzept des Abends eingespielt: Viel Raum für Improvisationen bleibe nicht.

Dass noch elf weitere Hörspiele der Reihe erhalten sind, lässt den Paul-Temple-Fan Bastian Pastewka fast frohlocken: "Das ist reine Unterhaltung, aber ganz wunderbar." Denkbar ist also, dass der heute zwischen Berlin und Köln pendelnde Comedian noch öfter den Trenchcoat anzieht. Überhaupt ist er als Künstler äußerst vielseitig, ist Schauspieler, Komiker, Drehbuchautor, Synchronsprecher und Hörbuchinterpret. Gibt es eigentlich etwas, das er nicht machen würde? Pastewka überlegt. "Ungern würde ich in Sendungen gehen, die ...". Stockt und prustet dann lachend los: "Nein, schreiben Sie: Ich mache alles." Und dann schallt es durch den Hörer, dieses typische Pastewka-Lachen, dem man anhört, wie viel Spaß er selbst an seinem Humor hat.

Helga Bittner

(NGZ)
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