Neuss Bei dieser Straße hat das Navi keine Chance

Neuss · Die Straße "An der L 142" in Neuss besteht nur aus einem Grundstück. Wegen ihrer inoffiziellen Bezeichnung ist sie nur ein weißer Fleck auf der Karte.

 Markus Zander - hier an der Einfahrt zur Straße "An der L 142" - führt sein eigenes IT-Unternehmen auf dem Grundstück.

Markus Zander - hier an der Einfahrt zur Straße "An der L 142" - führt sein eigenes IT-Unternehmen auf dem Grundstück.

Foto: Lothar Berns

Wer Markus Zander in seinem Büro zum ersten Mal besuchen will, muss ein Zeitpolster einplanen, um pünktlich zu sein. Schließlich vergehen schon mal einige Minuten, bis es Ortsunkundigen gelingt, die IT-Net-Works Service GmbH des 46-Jährigen zu finden. Navigationsgeräte können mit der Straße "An der L 142", die lediglich aus einem Grundstück besteht, nichts anfangen. Paketsendungen kommen teilweise sechs Wochen zu spät, wenn mal wieder ein Fahrer im Einsatz ist, der das Grundstück nicht kennt. Nur Markus Zanders Vater Gerhard und eine Mieterin wohnen dort. Auch im Straßenverzeichnis der Deutschen Glasfaser taucht das Grundstück mit dem ungewöhnlichen Straßennamen nicht auf. "Ein größeres Problem ist jedoch, wenn Rettungsdienste im Ernstfall unser Haus nicht finden sollten", sagt Markus Zander.

Vor der Eingemeindung Norfs im Jahr 1975 wurde das Grundstück noch als Teil der "Hoistener Straße" geführt. Damals noch mit der Hausnummer 8a - heute ist 15a die Kennung des Gebäudes aus dem Jahr 1934. Unter "Hoistener Straße" ist das Haus sogar heute noch bei Google zu finden. Im Neusser Stadtplan wurde es jedoch fälschlicherweise damals zum "Bettikumer Kampweg" hinzugezählt. Erst im Jahr 2003 war es schließlich erstmals korrekt verzeichnet.

Markus Zander und sein Vater haben nach all den Jahren Beschwerde bei der Stadt eingereicht. Diese hatte um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Im heutigen Bezirksausschuss soll über die Zukunft der Straße "An der L 142" entschieden werden. In der Beschlussempfehlung der Stadt, die unserer Redaktion vorliegt, heißt es, dass das Anwohnergrundstück, das direkt an der L 142 liegt, "wahrscheinlich so in der ursprünglichen Planung des Baugebiets nicht vorgesehen war". Man habe zwar versucht, sich mit einem Straßenschild mit der Aufschrift "An der L 142" zu behelfen. Jene Straße, die Zander als "weißen Fleck auf der Landkarte" bezeichnet, liegt jedoch direkt neben einem Wirtschaftsweg, der bis nach Hoisten führt. Laut der Stadt böten Navisysteme - je nachdem aus welcher Richtung ein Verkehrsteilnehmer sucht - dem Fahrer einen Feldweg an, der nur von landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt werden darf. In einer Stellungnahme des Stadtarchivs heißt es zudem, dass die bisherige Bezeichnung "An der L 142" nicht den Grundsätzen der Straßenbenennung nach Eindeutigkeit und und Klarheit entspricht. Der Name habe keine inhaltliche Aussagekraft und sei nie offiziell vergeben worden.

Die Verwaltung erkennt das Problem: "Um den ordnungsrechtlichen Charakter einer Straßenbenennung der insbesondere im Brand- und Rettungsfall eindeutigen Auffindbarkeit der Anwohner sicherzustellen, muss die L 142 auch im Ortsteil Bettikum benannt werden." Eine Lösung, die heute diskutiert wird: Die in Hoisten verwendete Bezeichnung Villestraße soll in Bettikum fortgeführt werden. "Dann bräuchten wir zwar eine neue Hausnummer, aber das Problem wäre gelöst", sagt Zander.

(NGZ)
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