Neuss Bierzapf-Schule stillt den Wissensdurst

Neuss · Zehn NGZ-Leser trafen sich gestern zur Weiterbildung in der Gaststätte Rheingold. Wirt Michael Schatten und sein Lehrmeister Frank Hebben zeigten, wie das Gebraute den Weg ins Glas findet - ein Kurs gegen Akut-Unterhopfung.

 Profi Frank Hebben schultert ein Fass für die zweite Schulstunde.

Profi Frank Hebben schultert ein Fass für die zweite Schulstunde.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Das Pils schießt aus dem Hahn, als Frank Fiedler zum ersten Mal in seinem Leben einen Zapfhahn berührt. "Du musst zu einem Zapfhahn eine Beziehung aufbauen", sagt Ausschank-Profi Frank Hebben. Das kühle Helle schießt aus der Leitung, der Aufprall auf der Glaswand macht aus dem Bier Schaum. Fiedler stellt das Bier, sein Erstlingswerk, ab, lässt es ziehen. Dann schenkt er nach. "Da hat man schon den Ehrgeiz, das perfekte Bier zu zapfen", sagt der Grevenbroicher. "Von der anderen Seite der Theke sieht das sehr einfach aus. Ist es aber nicht."

Frank Fiedler war gestern Nachmittag einer der zehn wissensdurstigen Schüler, die bei der gemeinsamen Bierzapf-Schule der NGZ und der Neusser Gaststätte Rheingold in die Kunst des Bierzapfens eingeführt wurden. Eineinhalb Stunden Bierkursus von der Theorie zu Ober- und Untergärigem über Kühlung, Zapfen - bis hin zum Verzehr. Wirt Michael Schatten und sein Kompagnon Frank Hebben erklärten den NGZ-Lesern alles, was man braucht, um es richtig zu verzapfen. Der Reihe nach durften die Schüler hinter die Theke, um sich an Kölsch, Alt und Pils zu versuchen. Sie lernten, wie das Glas gespült (und damit gekühlt) werden muss. Dann ging's daran, richtige Haltung zu bewahren. "Das Glas schräg halten, Hahn öffnen und mit dem Zapfen in die gerade Haltung gehen", sagte Schatten und hatte nach wenigen Sekunden das perfekte Alt in der Rechten. Nach ihm versuchte es der Neusser Simeon Breuer. "Es braucht drei bis vier Versuche, dann läuft's aber", sagte der 19-Jährige, der zum ersten Mal hinter einer Theke stand. Er zapfte zwei schöne Pils-Biere mit Krönchen und prostete seinem Begleiter Jakob Famulok (19) zu.

 So geht's richtig: Wirt Michael Schatten zeigt seinem Schüler Frank Fiedler, wie die Schaumkrone aufs Pils kommt - einmal abstellen, kurz ruhen lassen, dann nachzapfen - Prost.

So geht's richtig: Wirt Michael Schatten zeigt seinem Schüler Frank Fiedler, wie die Schaumkrone aufs Pils kommt - einmal abstellen, kurz ruhen lassen, dann nachzapfen - Prost.

Foto: Andreas Woitschützke
 Im Keller lernt Rolf Fiedler (li.), wo die Fässer angeschlossen werden.

Im Keller lernt Rolf Fiedler (li.), wo die Fässer angeschlossen werden.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)
 Gildekönigin Karin Weyand hat den Dreh raus.

Gildekönigin Karin Weyand hat den Dreh raus.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)
 Brigitte und Ralf Linnartz testen mit Claudia Dörge das Zapf-Ergebnis.

Brigitte und Ralf Linnartz testen mit Claudia Dörge das Zapf-Ergebnis.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Schatten führte die Schüler in den eiskalten Bierkeller (vier Grad), zeigte ihnen die Kohlensäure-Anlage, die Leitungen - und wie das Bier aus dem Keller ins Glas kommt. "Sehr interessant, was man alles mitbekommt, wenn man einmal hinter die Kulissen blicken kann", sagte NGZ-Leserin Brigitte Linnartz. Unterdessen zapfte der Neusser Rolf Fiedler eine Etage höher im Akkord Biere für die ganze Runde - so einfach ist das nicht: "Jetzt bekommt man mal einen Eindruck, was es heißt, wenn ein ganzer Schützenzug durstig ist." Die Stimmung in der Bierzapf-Klasse wie kurz vor Ferienbeginn. Drohender Akut-Unterhopfung begegneten Schüler und Lehrmeister mit einer weiteren Lektion zur Verfeinerung der Zapftechnik. "Es war lustig, hat viel Spaß gemacht", sagte Karin Weyand, Gildekönigin des Jahres 2015. "Wir haben viel übers Bier gelernt. Und nette Menschen kennengelernt", sagte Michael Rötzsch. Wozu eine Bierzapf-Schule doch gut ist.

(NGZ)
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