Neuss Big-Band-Projekt am Curie-Gymnasium hat Studium bestimmt

Neuss · Die erste Band hat Lukas Gaedtke als Zwölfjähriger gegründet. Heute studiert er Jazz- und Pop-Gitarre, spielt bei Betrayers of Babylon.

 Lukas Gaedtke ist der Musik treu geblieben und studiert heute in Arnheim. Der 22-Jährige pendelt zwischen seinem Studienort und dem Elternhaus.

Lukas Gaedtke ist der Musik treu geblieben und studiert heute in Arnheim. Der 22-Jährige pendelt zwischen seinem Studienort und dem Elternhaus.

Foto: Woi

Neun Jahre am Marie-Curie-Gymnasium (MCG) - und quasi vom ersten bis zum letzten Unterrichtstag als Gitarrist im Bigband-Projekt: Für Lukas Gaedtke ist die Schulzeit untrennbar mit den musikalischen Erfahrungen verbunden, die er hier machte. Die haben ihn offenbar so geprägt, dass er sich entschied, die Musik zu seinem Beruf zu machen. "Ich komme nicht aus einer Musikerfamilie", sagt der 22-Jährige und ergänzt mit einer Geste hin zu den beachtlichen CD-Stapeln im elterlichen Wohnzimmer, "wenn hier auch immer viel Musik gelaufen ist."

Gleichzeitig mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Max meldete sich Lukas Gaedtke als Sextaner für das damals noch junge Bigband-Projekt an. "Während der Grundschulzeit hatte ich etwa ein Jahr in einer Rock-Pop-Band der Musikschule mitgemacht - mit einer Mini-E-Gitarre", erinnert er sich grinsend. Mit dem Wechsel ins Bigband-Projekt von Musikschule und MCG wurden allmählich die Gitarren größer, die Stücke anspruchsvoller. Dafür sorgte schon sein Lehrer Philip van Endert, der ihn rund zehn Jahre unterrichtete. Lukas spielte in der Schulband von Musiklehrer Peter Gross, bei der Junior Fantastic Company, der Nachwuchstruppe für die Partyband des Bundesfanfarenkorps Neuss-Furth, unter Leitung von Florian Beckmann, schließlich in der Concertband bei Georg Corman. "Eigentlich", gibt er zu, "habe ich nie Bigband-Musik gehört, aber es hat immer super Spaß gemacht, die Stücke in so einer großen Gruppe zu spielen."

Die erste von mehreren eigenen Bands gründete er als gerade einmal Zwölfjähriger mit anderen jungen Musikern aus dem Bandprojekt - Netzwerke, auf die er sich übrigens bis heute verlassen kann. Gleich ob die Reggae- und Ska-Band "Betrayers of Babylon", die er 2011 um sich scharte, oder das Jazz-Trio "Moondido", das er eigens für seine Aufnahmeprüfung am ArtEZ Conservatorium formierte - oft waren es ehemalige Mitstreiter aus dem Band-Projekt oder deren Kontakte, die ihm weiterhalfen.

Doch der Zusammenhalt übers Abitur hinaus ist nicht das einzige, was Lukas Gaedtke am Bigband-Projekt begeistert: Natürlich habe er musikalisch viel gelernt. "Unterschätzen sollte man aber auch nicht die 'Social Skills', die man in einer Bigband erwirbt", sagt Lukas, "als Musiker in einem Ensemble müssen alle mit anpacken, Verantwortung übernehmen und sich aufeinander abstimmen. Und man muss kritikfähig sein." Der zunehmende Ganztagsunterricht, so seine Befürchtung, erschwere es immer mehr, diese Erfahrungen zu machen.

Es sind viele schöne Erinnerungen, die ihm einfallen: etwa an die Bigband-Fahrten ("Die waren immer cool") und die Konzerte in der Aula des Marie-Curie-Gymnasiums oder im Pauline-Sels-Saal der Musikschule. Oder - ein ganz persönliches Highlight - der Auftritt der Bigband im Vorprogramm für das Examenskonzert der Jazzsängerin Tossia Corman in der Düsseldorfer Jazzschmiede, der Adresse für gute Jazzmusik schlechthin in der Landeshauptstadt.

Derzeit ist der Neusser in gleich fünf Bands aktiv, zwei davon als Pflichtfach im Studium. Das sei zeitintensiv und schlafraubend, wie er zugibt, zumal er an den Wochenenden zwischen seinem Studienort Arnheim und dem Elternhaus in Neuss pendelt. Und mit den Betrayers of Babylon tritt er immer wieder in ganz NRW auf.

Neben seinem Hauptfach Gitarre - unter anderem beim Duisburger Jazzgitarristen Frank Sichmann, studiert er im Nebenfach Gesang, weitere Fächer wie Musiktheorie und Gehörbildung kommen hinzu. Unterrichtssprache ist Englisch. Jetzt, zur Halbzeit im vierjährigen Bachelor-Studiengang, macht er sich schon Gedanken über die Zeit danach. "Die meisten Musiker machen mehrere Jobs parallel: Unterricht, Konzerte, Aufnahmen", sagt er. Und schiebt grinsend hinterher: "Ich rechne jedenfalls nicht mit großem Reichtum."

(NGZ)
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