Neuss Bilder aus einer Kaserne in Nimwegen

Neuss · Die gebürtige Neusserin Christina Ferfers arbeitet heute als Malerin in einem Atelier in der öffentlich geförderten "Kazerne" in Nimwegen. Vorgezeichnet war dieser Weg aber nicht.

 Christina Ferfers in ihrem Atelier in der "Kazerne" im niederländischen Nimwegen. Seit mehr als zehn Jahre lebt sie dort.

Christina Ferfers in ihrem Atelier in der "Kazerne" im niederländischen Nimwegen. Seit mehr als zehn Jahre lebt sie dort.

Foto: C. Ferfers

Kunst hat ihr schon immer Spaß gemacht. Aber sie zum Beruf machen - nein, das stand zunächst nicht auf dem Lebensplan von Christina Ferfers. Am Marienberg-Gymnasium hat sie mit viel Freude Kunstleistungskurse gewählt, ihre Mutter war Kunstlehrerin, als Kind war es für sie normal, Museen zu besuchen, und gemalt hat sie sowieso schon immer gern und viel. Mit anderen Worten: "Kunst war immer in meinem Leben", sagt die heute 35-Jährige, aber dennoch hatte sie sich nach dem Abitur nicht nur gegen ein Studium, sondern gleich für ein ganz anderes Berufsfeld entschieden: Sie machte eine Ausbildung zur Physiotherapeutin bei der Medicoreha.

Dass sie heute im niederländischen Nimwegen lebt, den Schritt in die "Krayenhoffkazerne" schaffte und dort in einem Atelier arbeiten kann, war weder geplant noch beabsichtigt gewesen. Der Liebe wegen hatte sich die Malerin ursprünglich entschieden, in die Niederlande zu gehen, nach Nimwegen, wo sie ihre Ausbildung mit Kunstherapie vervollständigte. Die Liebe hielt zwar nicht, aber Christina Ferfers war schon so verwurzelt, dass ein Zurück für sie nicht mehr in Frage kam. "Ich habe mir in Nimwegen ein Leben aufgebaut", sagt sie, "viele Freunde gefunden." Und so sind seitdem neun Jahre ins Land gegangen. Die Sprache war nur am Anfang ein Thema: "Ich habe damals einen Crash-Kursus in Niederländisch gemacht", sagt sie und lacht, heute ist Niederländisch ihre Alltagssprache. Dass sie vor gut einem Jahr gewissermaßen die Aufnahmeprüfung für ein Atelier in einer ehemaligen Kaserne (von 1905) bestand, ist ihr Bestätigung und Ermutigung zugleich. Eine Prüfung muss natürlich keiner der rund 40 professionellen Künstler ablegen, für die dort offizielle Arbeitsmöglichkeiten geschaffen wurden, aber Kriterien gibt es schon: "Man muss Ausstellungen vorweisen können und auch Werke verkauft haben", sagt sie. Bedingungen, die sie, die diverse Mal in niederländischen Städten, aber auch in Köln ausgestellt hat, problemlos erfüllt.

Dabei fühlt sich Ferfers nicht nur vom Klima unter den Künstlern unterschiedlichster Disziplinen inspiriert, sondern von der "offenen Atmosphäre für Kunst" in den Niederlanden überhaupt. "Wenn in der Kazerne die Offenen Ateliertage anstehen, kommen 4000 Besucher in zwei Wochen", sagt sie.

Rund fünf Stunden pro Tag verbringt Ferfers in ihrem Atelier. "Ich sehe in meiner Malerei eine Ausdrucksmöglichkeit für das, was mich bewegt und für andere sichtbar machen will", sagt sie. Selten stehe fest, wie das fertige Bild aussehen werde: "Ich fange an und bin manchmal überrascht, was dabei herauskommt." Die Form entfalte sich aus sich selbst heraus, erzählt die Künstlerin weiter, "ich sehe sie, ohne dass sie wirklich sichtbar ist". Zurzeit werden ihre Bilder von Kreisen dominiert: "Das Runde steht für mich für das Organische." Sie malt in Lagen, derzeit vor allem auch mit Kreide, Werkzeug sind die Hände - "ich will das Material direkt erfahren" - und nimmt auch schon mal Brandblasen in Kauf.

(hbm)
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