Stephan Meiser "Billiges Geld allein schafft keine Investitionen"

Neuss · Der Kommunikationsdirektor der Sparkasse Neuss sieht Probleme durch die anhaltende Niedrigzinsphase.

 Stephan Meiser vertritt die Sparkasse Neuss auf der Expo Real.

Stephan Meiser vertritt die Sparkasse Neuss auf der Expo Real.

Foto: Berns, Lothar

Herr Meiser, im Gegensatz zu vielen anderen Landesteilen gehört der Rhein-Kreis weiter zu den Gebieten mit einer positiven Bevölkerungsentwicklung. Auch die Lage in direkter Nachbarschaft zur Landeshauptstadt Düsseldorf führt zu einer hohen Nachfrage einerseits nach Wohnraum, andererseits aber auch nach Gewerbeflächen. Wie kann die Sparkasse Neuss dazu beitragen, dass der Rhein-Kreis diese Herausforderungen bewältigt und weiter ein Wachstumsstandort bleibt?

Stephan Meiser Vor allem mit hoher Kompetenz in allen finanziellen Fragen und leidenschaftlichem Engagement für den Erfolg unserer Kunden. Und mit einem einzigartigen Geschäftsmodell, das drei wesentliche Vorteile bietet: persönliche Präsenz in allen Städten und Gemeinden, ein breites und ebenfalls persönlich von unseren eigenen Kollegen betreutes multimediales Angebot und schließlich eine Verwendung der erwirtschafteten Ergebnisse zum Vorteil des heimischen Standorts. Addiert man unser gesellschaftliches Engagement - Spenden und Stiftungsmittel -, die Ausschüttungen an die kommunalen Träger und die Gewerbesteuerzahlungen, so profitiert die Region konkret jedes Jahr von Leistungen der Sparkasse Neuss in Höhe von knapp 13 Millionen Euro.

Die Sparkasse ist auch Ansprechpartner für Unternehmen, wenn es um den Zugriff auf Fördermittel geht. In welchem Maße profitieren die Betriebe und welche beschäftigungspolitischen Effekte werden dadurch erzielt?

Meiser Wir erzielen positive Effekte in nahezu allen Branchen. Im vergangenen Jahr konnten wir alleine im gewerblichen Bereich Fördermittel in Höhe von 33,9 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Damit ist es uns gelungen, 812 Arbeitsplätze im Kreisgebiet dauerhaft zu sichern. Direkt neu geschaffen wurden 103 Arbeitsplätze.

Die Niedrigzins-Phase dauert an, Kredite sind auch für Unternehmen so günstig wie nie. Dennoch weist die Unternehmensumfrage "Mittelstandsbarometer 2015" für den Rhein-Kreis eine sinkende Investitionsbereitschaft aus. Wie erklären Sie sich das Phänomen?

Meiser Billiges Geld alleine schafft keine Investitionen und ist kein Garant für eine stetige und positive Entwicklung der Konjunktur. Im Gegenteil, dauerhaftes Geld "zum Nulltarif" hat gefährliche Nebenwirkungen: Es erhöht das Risiko von Fehlallokationen an den Finanz- und Kapitalmärkten, es erschwert die private Zukunftsvorsorge und belastet wichtige Elemente des Wirtschaftskreislaufs, zum Beispiel Banken oder Versicherungen. Außerdem verstärken die anhaltend schwierige Lage zahlreicher Partnerländer im Euroraum, konjunkturelle Schwierigkeiten in China und geopolitische Krisen wie etwa der Ukrainekonflikt die abwartende Haltung vieler Unternehmen.

Was wäre aus Sicht der Sparkasse zu tun, um die Investitionsbereitschaft der Unternehmen wieder zu erhöhen?

Meiser Zu den Faktoren, die Einfluss auf die Investitionseinscheidung von Unternehmen haben, zählen zum Beispiel die Arbeitskosten, die Energiekosten sowie steuerliche Regelungen und allgemein die Regulierung von Arbeits- und Gütermärkten. In allen Feldern besteht Potenzial für Verbesserungen. Dabei gilt: Verlässlichkeit und Planungssicherheit beeinflussen das Investitionsklima positiv. Genau wie staatliche Investitionen. Allerdings sind viele Staaten auf Grund ihrer Verschuldung kaum in der Lage, ihre Investitionen trotz teilweise dringendem Bedarf deutlich auszuweiten. Selbst Deutschland tut sich schwer - denken Sie etwa an den Sanierungsbedarf im Bereich der Fernstraßen und Brücken.

Die Sparkassen unterstützen von Beginn an den Auftritt der Kommunen vom Niederrhein bei der Internationalen Gewerbe-Immobilienmesse "Expo Real" in München. Der Rhein-Kreis Neuss ist in diesem Jahr zum 15. Mal dabei. Wie hat sich der Gemeinschaftsauftritt der Kommunen aus Ihrer Sicht entwickelt?

Meiser Positiv. Die Messepräsenzen der Stadt Neuss am Stand der Landeshauptstadt und des Rhein-Kreises am Gemeinschaftsstand der Standort Niederrhein GmbH bieten professionelle Kontakt- und Kommunikationsplattformen, die von den Fachbesuchern gut angenommen werden. Dazu trägt auch die zentrale Lage beider Auftritte hier in der Messehalle B1 bei. Über die Jahre ist ein Netzwerk entstanden, von dem die Entwicklung der ganzen Region profitiert.

FRANK KIRSCHSTEIN STELLTE DIE FRAGEN.

(NGZ)
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