Shakespeare-Festival Neuss Künstler beim Shakespeare-Festival bestürzt über Brexit

Neuss · Die Mimik spricht Bände: Andrew Hilton fällt buchstäblich alles aus dem Gesicht, als er nur das Stichwort hört – Brexit. Der Direktor der Company Shakespeare at the Tobacco Factory in Bristol beschließt mit drei (ausverkauften) Vorstellungen am Wochenende das Shakespeare-Festival. Und es mutet wie ein Treppenwitz der Geschichte an, dass er am Tag des Brexit ausgerechnet die Komödie "All's well that ends well" (Ende gut, alles gut) im Globe zeigt.

 Andrew Hilton, Direktor der Company Shakespeare at the Tobacco Factory in Bristol, hat beim Brexit-Referendum mit "Remain" gestimmt.

Andrew Hilton, Direktor der Company Shakespeare at the Tobacco Factory in Bristol, hat beim Brexit-Referendum mit "Remain" gestimmt.

Foto: Christoph Krey

Die Mimik spricht Bände: Andrew Hilton fällt buchstäblich alles aus dem Gesicht, als er nur das Stichwort hört — Brexit. Der Direktor der Company Shakespeare at the Tobacco Factory in Bristol beschließt mit drei (ausverkauften) Vorstellungen am Wochenende das Shakespeare-Festival. Und es mutet wie ein Treppenwitz der Geschichte an, dass er am Tag des Brexit ausgerechnet die Komödie "All's well that ends well" (Ende gut, alles gut) im Globe zeigt.

Hilton hat auf eine Mehrheit der "Remain"-Stimmen gehofft, ist sich auch recht sicher, dass er da für die meisten Kulturschaffenden seines Heimatlandes spricht. Was der Ausstieg aus der EU konkret für ihn und andere Künstler bedeutet, vermag er noch nicht abzusehen: "Wir wissen überhaupt nicht, was uns erwartet", sagt der 68-Jährige, der bereits vor zwei Wochen abgestimmt hat. Wie wohl die meisten in seiner Heimatstadt Bristol, so denkt er, natürlich mit "Remain" - "Bleiben".

Bristol hatte erst im vergangenen Jahr von der EU-Mitgliedschaft profitiert, weil die sechstgrößte Stadt Englands und die achtgrößte Stadt des Vereinigten Königreiches als "Europäische Grüne Hauptstadt" ausgezeichnet wurde. Hilton geht zudem davon aus, dass auch seine Schauspieler, die erst im Laufe des Nachmittags eintreffen, wie er schon vor mehreren Tagen abgestimmt haben.

Dass der englische Regierungschef Cameron seinen Rücktritt angekündigt hat, ist für ihn nur konsequent: "Er hatte keine andere Wahl." Und dass auch im proeuropäischen Schottland sich die Stimmen für ein eigenes Referendum mehren, kann er nachvollziehen: "Schottland hat dafür gute Gründe, aber unsere Regierung ist dafür überhaupt nicht vorbereitet."

Nicht weniger enttäuscht und traurig über das Abstimmungsergebnis als Hilton ist auch Festivalleiter Rainer Wiertz. "Wir haben jetzt eine gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Situation, die wir noch gar nicht überblicken", meint er. Er rechnet allerdings nicht damit, dass seine Beziehungen zu englischen Künstler leiden werden. Ohnehin vereinbart er schon seit vielen Jahren in Verträgen mit englischen Companys die Bezahlung in Euro, um von Wechselkurschwankungen des Pfund sicher zu sein. "Und wenn das nicht möglich war, habe ich bei Vertragsabschluss einen Kurs festgelegt", ergänzt er.

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