Neuss/Düsseldorf Brücken-Sturz: Helfer berichten

Neuss/Düsseldorf · Dem 70-jährigen Rentner aus Norf, der am Montag beim Schiffegucken von der Fleher Brücke in den Rhein gestürzt ist, geht es gut. Er wurde aus der Uni-Klinik entlassen. Eine Augenzeugin schildert, wie sie versuchte zu helfen.

 Nora Feiertag hat den Rentner an Land kommen sehen.

Nora Feiertag hat den Rentner an Land kommen sehen.

Foto: Busskamp

Zuerst war da nur das Keuchen. Nora Feiertag (32) aus Düsseldorf hörte es, als sie am Montagabend mit ihrer fünfjährigen Tochter am Rhein unterwegs war, auf dem Heimweg von Volmerswerth nach Flehe. Feiertag schaute zum Wasser und sah einen Mann am Ufer des Flusses im Wasser liegen.

Der 70-jährige Rentner aus Neuss war kurz vorher von der Fleher Brücke in den Rhein gestürzt. Er hatte seinen Wagen am Rande der Autobahn A 46 angehalten, um die Schifffahrt zu beobachten. Dabei muss er sich so weit über das Geländer gebeugt haben, dass er das Gleichgewicht verlor und ins Wasser stürzte.

Spaziergänger hatten den Sturz aus 15 Metern Höhe beobachtet und die Feuerwehr alarmiert. Bevor die Retter eintrafen, schaffte es der Rentner aus eigener Kraft ans etwa 50 Meter entfernte Ufer. "Ich habe den Mann im Wasser liegen sehen und ihn gefragt, ob er Hilfe braucht", berichtet Feiertag. "Er wollte aber keine." Schließlich habe er sich selbst aus dem Wasser auf die Steine am Ufer gezogen. "Das Ufer war steil und mit dornigen Sträuchern bewachsen. Aber er schaffte es, stolperte noch auf den Steinen, fiel fast um, wollte dann aber weiterlaufen."

Größte Gefahr: die Strömung

Der Notarzt diagnostizierte eine starke Unterkühlung und veranlasste die Einweisung des 70-Jährigen, der aus Norf kommen soll, in die Düsseldorfer Uni-Klinik. "Mittlerweile geht es ihm wieder gut", sagt Klinik-Sprecherin Susanne Dopheide. "Die Nacht hat er in einem speziellen Wärmebett verbracht." Am Mittwoch wurde er entlassen.

Hans Jochen Hermes von der Düsseldorfer Feuerwehr sagt: "Der Mann hat wirklich gleich mehrere Schutzengel gehabt. Er muss sich im Sturz mehrfach gedreht haben und entweder mit dem Kopf oder den Füßen zuerst auf dem Wasser aufgekommen sein. Anders lässt es sich nicht erklären, dass er keine Verletzungen an der Wirbelsäule davon getragen hat."

Sicher zu sein scheint: Der verunglückte Rentner ist ein sehr guter Schwimmer. "Die größte Gefahr bei Stürzen oder Sprüngen in den Rhein ist nämlich, neben den Schiffen, die dort fahren, die starke, unberechenbare Strömung", sagt Hermes. "Ich weiß nicht, ob ich es geschafft hätte, an dieser Stelle ans Ufer zu schwimmen."

Der Unfall kam den Rettern in der Tat zuerst mysteriös vor. Die Geschichte wird aber von Augenzeugen bestätigt. Eine Gruppe Jugendlicher, die in der Nähe war, sei ihr zu Hilfe gekommen, sagt Nora Freitag. "Die Jugendlichen haben erzählt, dass sie gesehen haben, wie der Mann von der Brücke gefallen ist."

Das Geländer sei dort vorschriftsmäßig 1,10 Meter hoch, betont Bernhard Meier von "Straßen.NRW". "Selbst wenn man sich über die Brüstung lehnt, sollte der Körperschwerpunkt immer unter dieser bleiben." Allerdings, sagt er, gebe es einen Sockel, auf dem früher eine Laterne stand. Diese sei bei einem Unfall weggekippt. Meier vermutet, dass der Mann auf den Sockel geklettert ist und von dort aus über das Geländer stürzte. Ähnliche Unfälle gab es auf der Brücke bisher nicht.

(NGZ)
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