Neuss Bühnenjubiläum und ein letztes Programm

Neuss · Im Leben Fernmeldetechniker - auf der Bühne ein kleiner Star: Werner Zok hat es als Karnevalist bis in den Kölner Jecken-Olymp geschafft.

 Werner Zok gehört zu den wenigen Karnevalisten in Neuss, die alle Prinzenorden haben. Gesammelt hat er sie in seiner 50-jährigen Bühnenkarriere.

Werner Zok gehört zu den wenigen Karnevalisten in Neuss, die alle Prinzenorden haben. Gesammelt hat er sie in seiner 50-jährigen Bühnenkarriere.

Foto: woi

Werner Zok hat sein letztes Bühnenprogramm geschrieben. Dass es das letzte ist, weiß der 64-Jährige, wie lange er und sein Partner Jürgen Schmitz als "Duo S + Z" damit noch touren, weiß er nicht. Er will seine Karriere auf der Bühne, die in der Session 1966/67 begann und ihn zwischenzeitlich in die erste Liga des Kölner Karnevals katapultierte, nach nunmehr 50 aktiven Jahren langsam ausklingen lassen. Ein Funktionär aber will er auch danach noch bleiben. "Der Karneval hat mir so viel gegeben - jetzt möchte ich etwas zurückgeben."

Dass Zok und sein Partner Schmitz, mit dem er sich 1979 zusammentat und dafür seine Solo-Laufbahn beendete, gut zehn Jahre lang die großen Säle in Köln unterhalten konnte, verdankte er einem Zufall. Bei einem Auftritt im Thomas-Morus-Haus im Jahr 1980 saß mit Friedel Weber ein Kölner Sitzungspräsident im Saal - und in der Folgesession durften sich Zok und Schmitz beim Vorstellabend dem Festkomitee des Kölner Karnevals präsentieren. "Dann folgten zehn wirklich gute Jahre", erinnert sich Zok. Der Fernmeldetechniker der Post, der sich, wie er erklärt, "bis zum Berufsschullehrer hochgedient hat", überlegte sogar, den Job an den Nagel zu hängen und ganz auf die Karte Karneval zu setzen. Er tat es nicht - und hatte damit Glück. Denn als dem Duo bei einem Auftritt unbeabsichtigt, wie Zok betont, eine Bemerkung über den Ur-Kölner Willy Millowitsch entglitt, die dieser als Beleidigung empfand, war das Duo in der Domstadt "unten durch." Bis heute konnten beide diesen Karriereknick nicht vollständig ausbügeln. Da half auch der Trick des an der Mosel geborenen Zok nicht, beide als Duo aus Mayen quasi durch die Hintertür wieder in Köln Fuß fassen zu lassen.

Die Zeit in Köln - in der Rückschau auf 50 Bühnenjahre eine Episode. So wie die zarten Anfänge im Jahr 1966, als für den Pfarrkarneval an Christ-König ein Männerballett einen jungen Kerl suchte, den es durch die Luft wirbeln konnte. Zok, damals 14, ließ sich darauf ein, weil er so länger als bis 20 Uhr am Abend raus durfte - und manchmal mit ins Lokal "Posthörnchen".

Doch das Interesse am Karneval war geweckt. Und Zok, der in Neusser Jecken wie Heinz Langlitz oder den Gebrüdern Derichs gute Lehrmeister fand, wechselte schon in der Session 1968/69 von der Tanzturbine in die Bütt. Als Solist.

Seinen Duo-Partner lernte er über die Ehefrauen kennen. Die tanzten beide bei der KG "Müllekolk", wo sich Zok und Schmitz bei einer Prunksitzung über ein erkennbar angetrunkenes Duo aus Viersen mokierten. Ergebnis: Müllekolk-Präsident Günter Krey verpflichtete beide am gleichen Abend als Duo für die nächste Session.

Inzwischen sind "S+Z" so routiniert, dass sie auf dem Weg zur Bühne ihr Publikum "ausspähen" und das Programm passgenau erst auf der Bühne aus - aufs Stichwort eingeübten - Versatzstücken entstehen lassen. "Irgendwie kriegst du dein Publikum immer", weiß Zok, der zwischen Osnabrück im Norden und Würzburg viel gesehen hat.

Seine Karriere abseits der Bühne -die gab es auch - gipfelte in der Session 1995/96, als Werner und Gisela Zok Prinzenpaar in Neuss waren. Über seine Novesia kam Zok im Jahr darauf auch zur Karnevalsgesellschaft "Grün Weiß Gelb", deren Sitzungspräsident er seit 1999 ist. In dieser Funktion soll seine Laufbahn irgendwann einmal endgültig enden. Und wenn sich Zok etwas wünschten dürfte zum Schluss, dann dies: "Ich möchte nach meiner letzten Sitzung mit den Mainzer Hofsängern von der Bühne gehen."

(-nau)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort