Neuss Bier-Posse: Schützen zahlen für ihre Marke

Neuss · Das Komitee hat den Markennamen "Neusser Schützenbräu" nicht rechtzeitig schützen lassen.

 Objekt der Begierde: das "Neusser Schützenbräu".

Objekt der Begierde: das "Neusser Schützenbräu".

Foto: Schützen-Verein

Das "Neusser Schützenbräu" ist eine Erfolgsgeschichte, sagen die Verkaufszahlen. Das Bier ist zum Kirmesauftakt so gut wie vergriffen. Das "Neusser Schützenbräu" kommt bei den Kunden sehr gut an, sagen die Getränkehändler Hilgers und Ehl: "Wer einen Kasten kauft, holt noch zwei oder drei nach." Das "Neusser Schützenbräu" hat für Ärger gesorgt, sagt dagegen Michael Jovy - und im Komitee des Neusser Bürger-Schützen-Vereins würden sie wohl kaum widersprechen. Denn innerhalb eines Jahres hat das Bier nicht nur die Brauerei gewechselt, nein, man könnte sagen, auch seinen Besitzer.

Nach dem letztjährigen Verkaufserfolg wollte der Bürger-Schützen-Verein das "Neusser Schützenbräu" im Frühjahr als Marke eintragen. Doch die beauftragten Patentanwälte müssen feststellen: Sie sind spät dran. Die Marke ist bereits angemeldet - von Michael Jovy.

Jovy, Braumeister der Hausbrauerei "Im Dom", hat im Sommer 2014 die erste Version des "Schützenbräu", ein untergäriges Altbier, entwickelt. In diesem Jahr kommt das Bier, nun als dunkles Pils gebraut und abgefüllt, aus der Brauerei Bolten in Korschenbroich. Der offizielle Grund für den Wechsel: "Wir haben einen Partner gesucht, der in größeren Mengen produzieren kann", sagt Simon Kohler, Marketing-Beauftragter des Schützen-Vereins und Ideengeber.

Jovy fühlt sich hintergangen, sagt, auch er hätte mehr Bier brauen können. Schließlich habe man ihm eine langfristige Partnerschaft in Aussicht gestellt. Davon geht er noch aus, als er im Januar 2015 sein Angebot für eine Neuauflage abgibt. Deshalb habe er auch im September 2014 die Markenrechte beantragt. "Das ist das erste, wenn man ein neues Bier etablieren will", sagt er.

Im Komitee sieht man die Dinge anders: "Wir haben erstmal einen Test machen wollen", sagt Christoph Buchbender, Vize-Präsident und zuständig für Sponsoring und Merchandising. Daher habe man den Namen "Neusser Schützenbräu" auch nicht sofort markenrechtlich schützen lassen. "Denn das kostet viel Geld", sagt Buchbender. Unverständlich, warum das Komitee dann die Marke "Neusser Bürger Schützenfest" im Jahr 2009 auch für Feuerlöscher und Registrierkassen schützen ließ. Jovys Angebot für 2015 habe man geprüft und parallel festgestellt, dass die Marke auf seinen Namen angemeldet sei, erklärt Buchbender. "Da nimmt uns einer unsere Idee weg, das geht nicht." Danach sei man dann zur Bolten Brauerei gegangen.

Fakt ist, dass es bereits seit Jahresbeginn Gespräche mit Bolten gegeben hat, wie die Brauerei bestätigt. Fakt ist auch, dass Jovy erst Ende April über Anwälte aufgefordert wurde, auf die Marke zu verzichten.

Marketing-Beauftragter Kohler sagt, man habe sich dann "gütlich geeinigt". Jovy sagt, er habe anfangs 3500 Euro verlangt, "um Verluste aus dem vergangenen Jahr zu decken". Der Schützenverein zahlt schließlich 1500 Euro. Ein "Selbstkostenpreis" sagt Jovy, weil es in etwa die Gebühren deckt, die für ihn bei der Eintragung der Marke angefallen waren.

(NGZ)
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