Noch während am Schützenfestsonntag die Königsparade auf dem Markt läuft, bewachen bereits stattliche Sappeure den Eingang zum nahen Zeughaus. Sie lassen nur wenige Männer in Frack oder Uniform passieren. Keiner der Auserwählten muss eine Einladung vorzeigen. Kontrolle offenbar überflüssig. Man kennt sich. Wer es aber an den Sappeuren vorbei geschafft hat, dem steht der Ritterschlag der Neusser (Schützen-)Gesellschaft bevor: Er darf auf Einladung des Komitees am Königsmahl für die amtierende Majestät teilnehmen.

Geheimnisvoll wird das Bankett durch eine strikte Handhabung der Gästeliste: Die Teilnahme ist nicht käuflich, der Raum gibt das begrenzte Fassungsvermögen vor: maximal sind 76 Plätze an der festlichen Tafel sind vergeben. Wer also darf rein? Komitee und Ehrenmitglieder des Bürger-Schützen-Vereins sind ebenso gesetzt wie die Regimentsspitze, Korpsführer und deren Adjutanten. Dann die Vertreter des öffentlichen Lebens Bürgermeister, Landrat, städtische Beigeordnete und in Neuss direkt gewählte Abgeordnete aus Bundestag und Landtag. Ferner sind Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche geladen sowie drei, vier Medienvertreter.

Wenige Plätze im großen Saal sind für Gäste reserviert, denen einmal die Gelegenheit gegeben ist, am Königsmahl teilzunehmen. Da ist zunächst der amtierende Schützenkönig, zu dessen Ehren das Komitee dieses Festmahl nach der Parade und vor dem Nachmittagsumzug gibt.

Majestät sitzt immer in der Mitte der Tafel, eingerahmt von Bürgermeister und Schützenpräsident. Dann schließen sich die einmaligen Ehrengäste an. In diesem Jahr der Erzbischof von Köln, Kardinal Woelki, und der französische Botschafter Philippe Etienne. Wie der "große König" so werden auch alle Könige und Sieger aus neun Korps geladen - nur der Edelknaben-Repräsentant fehlt; er geht wie seine Kameraden auch mit den Eltern essen.

Und was ist mit den Frauen? Bisher haben sie keinen Zutritt zu diesem handverlesenen Männerkreis. Ein Umstand, der durchaus kritisch gesehen wird - gerade auch von den Schützenköniginnen, die dieses Erlebnis gern mit Seiner Majestät teilen würden. Doch Ihre Majestät, so will es das Protokoll, hat ihren Platz zum Mittagessen bei den Komiteedamen im Haus Rottels. Den Damen zum Trost: Sie bekommen identisches Essen und gleiche Weine wie die Herren - nur ein um die Vorspeise reduziertes Drei-Gang-Menü. Frau isst halt weniger.

Es zählt zu den Aufgaben von Martin Flecken, das Menü und die dazu passenden Weine auszuwählen. Für das diesjährige Königsmahl ließ sich der Oberschützenmeister von den Komiteemitgliedern Michael Schmuck und Markus Jansen bei der Weinauswahl beraten. Wer Erfolg haben will, muss den Zufall ausschließen. Catering und Service übernimmt dann das Swissôtel.