Neusser Bürger-Schützenfest Das Königspaar - spontan und gar nicht eitel

Neuss · Er kam aus der Tiefe des Regimentes. Als vor Jahresfrist sein Name auf der Bewerberliste stand, fragten sich die Neusser: Markus, wer? Heute zweifelt niemand, dass Markus Reipen das Zeug zum Kultkönig hat. Unaufgeregt und zupackend hat er die Herzen der Schützen und der Neusser Bürger im Sturm erobert.

Neusser Schützenfest 2015: Das ist das Schützenkönigspaar
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Neusser Schützenfest 2015: Das ist das Schützenkönigspaar

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Foto: Andreas Endermann

Dieser Markus Reipen (43) ist ein echter Typ. Geht nicht, gibt's bei ihm nicht. "Du traust Dich nicht", sollte auch keiner behaupten, denn ein Markus Reipen kennt keine Angst und traut sich immer. Er wirkt wie ein Fels in der Brandung, wenn er sagt: "Bei uns wird es nie langweilig." Oder ein anderer O-Ton. "Alle reden von den Hektik in den Tagen zwischen Königsschuss und Krönung", sagt Markus Reipen und wundert sich: "Bei uns spielt sich das ganze Leben so ab."

Die Turbulenzen hören nicht auf. Mit dem Schützenfest steht das grandiose Finale für Markus I. und seine Königin Susanne (46) unmittelbar bevor. Und wieder geben sie Gas, vorab verbal: "Jetzt kommt noch mal die volle Dröhnung!"

Neusser Kirmes 2015: Das sind die Attraktionen
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Neusser Kirmes 2015: Das sind die Attraktionen

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Das alles wussten die Neusser nicht, als vor Jahresfrist die Scheibenschützen nach erfolgreichen Vogelschuss einen Zugkameraden auf den Schultern hoben und durch die Menschenmasse zum Podium trugen. "Markus, wer?", fragten sich viele Neusser, die den Namen Reipen in Neuss eher mit Apotheken oder Augenheilkunde in Verbindung bringen als mit einem Malergeschäft.

Dabei hatten die Chancen, dass ein Reipen neuer Neusser Schützenkönig wird, bereits zuvor bei fifty-fifty gestanden, denn neben Christoph Napp-Saarbourg (Schützenlust) und Ronald "Ron" Geisler (Jäger) hatte mit Egon Reipen auch Markus' Vater zum Bewerber-Quartett gehört.

Eigentlich, so erzählt Markus glaubhaft, habe er seinem Vater die Königswürde schenken wollen. Der sei aber nur bereit gewesen, an die Stange zu treten, wenn der Sohn auch mitmache. Damit war der erste Superlativ perfekt: Erstmals in der Geschichte des Neusser Bürger-Schützen-Vereins legten Vater und Sohn gemeinsam auf den Königsvogel an.

Letztlich entschied Markus mit dem 22. Schuss den Wettstreit für sich. Damit sorgte er am Schützenfestdienstag 2014 für das Happy End einer Geschichte, von der er am Samstag, also drei Tage zuvor, noch nicht einmal ahnte, dass sie geschrieben werden könnte: die Geschichte des Schützenkönigs Markus I. So ist er: spontan, entschlossen, konsequent.

Kirmes Neuss 2015: So läuft der Aufbau
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Aufbau der Neusser Kirmes 2015

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Scheibenschützen-Major Hans-Peter Zils schilderte die Entscheidung zur Bewerbung am Samstag vor dem Fackelzug in einer Rede so: "Dann kamen beide: ,Wir schießen am Dienstag zusammen'. Über diese Aussage war ich dann gebührend erfreut. Da alles sehr spontan zu sein schien, musste ich aber die Frage aller Fragen stellen. ,Was sagen denn Eure Frauen dazu?' ,Wenn wir das sagen, dann machen die mit' lautete ihre Antwort. Die Welt schien dort in Ordnung."

So stellen die Scheibenschützen in dem Jahr, in dem sie ihr 600-jähriges Bestehen feiern, den Schützenkönig und schenken der Stadt Neuss einen Repräsentanten, der nur auf den ersten Blick zurückhaltend wirkt, weil er unaufgeregt ist. Gleichwohl: Immer dort, wo es das Protokoll verlangt, da treten Schützekönig Markus Reipen und seine Königin Susanne auch royal auf.

Mit seiner Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft hat sich das Königspaar seinen Platz in der (Schützen-)Gesellschaft gesichert. Und Markus Reipen ist ein Mann, der sagt, was er denkt, und der tut, was er sagt. Diese zupackende Art gepaart mit einer großen Hilfsbereitschaft und Offenheit haben Markus I. zu einem "Volkskönig" werden lassen, einer der das Zeug zum Kultkönig hat.

Seine Idee vom Kinderschützenfest, die er gemeinsam mit Reitersieger Axel Hebmüller entwickelte und umsetzte, wird weiterleben. Ihm geht es darum, die Schwachen der Gesellschaft - Kinder, alte und behinderte Menschen - in die Gemeinschaft der Schützen einzubinden und ihnen Freude zu schenken.

Markus Reipen führt gemeinsam mit seiner Frau das familiäre Malergeschäft mit Sitz in Gnadental. Viele große Unternehmen wie Landtag, NRW-Bank, Lanxess zählen zu den Auftraggebern; auch in Spanien und Belgien arbeiten die Reipens. Inzwischen wohnt die Familie, die von Tochter Julia (17) und Sohn Marvin (9) komplettieren, in Mönchengladbach, der Heimatstadt von Königin Susanne; Arbeits- und Lebensmittelpunkt ist aber Neuss.

Ohne Kirmes geht es nicht. Zu dieser Erkenntnis kam Markus Reipen vor 15 Jahren. Damals hatte er seine Zeit als Musiker im Tambourcorps "Rheinklänge Grimlinghausen" beendet. Die Firma nahm ihn zu sehr in Anspruch. In Grimlinghausen waren seine Eltern Egon und Rosi 1997/98 schon das Königspaar. Werner Kuhnert und Ferdi Moog lotsten im Jahr 2000 Markus Reipen zu den Scheibenschützen - nicht ahnend, dass sie einen potenziellen Königsanwärter gewonnen hatten.

Dass Markus Reipen gewinnt, kommt vor. Das Motorrad (Gespann mit Beiwagen) und Motocross-Wettbewerbe sind seine große Leidenschaft. 2009 wurde er gar Deutscher Amateurmeister. Jetzt nahm er auch den kleinen König, Edelknabenkönig Benjamin Schommers (11), mit zum Motocross, wo der auch mit dem Quad eine Runde drehen durfte. Geht nicht, gibt es bei diesem König nicht. Oder anders ausgedrückt heißt es bei Markus Reipen immer: Net kalle, donn!

(-lue)
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