Neusser Bürger-Schützenfest Für den Kardinal läuten in Neuss die Glocken

Neuss · Vor 30 Jahren erlebte Rainer Maria Woelki als Kaplan an St. Marien sein erstes Schützenfest in Neuss. Jetzt kehrt er als Erzbischof zurück.

 Rainer Maria Kardinal Woelki mit der Glocke "Dicker Pitter" im Kölner Dom.

Rainer Maria Kardinal Woelki mit der Glocke "Dicker Pitter" im Kölner Dom.

Foto: DPA

Er kehrt als Kardinal und Ehrengast zu den Schützen und ihrem Fest zurück, das ihn einst als Kaplan und Zuschauer am Straßenrand verzauberte. Damals habe er begriffen, so schrieb Rainer Maria Woelki später, "dass sich das Neusser Schützenwesen nicht nur auf einige Tage im August beschränkt, sondern eine das politische, gesellschaftliche und soziale Leben prägende Realität ist".

Genau 30 Jahre liegt die erste Begegnung des damals jungen Kaplan an St. Marien mit dem Neusser Schützenfest zurück. Es ist eine nette Fügung, dass er zum runden Jahrestag wieder in Neuss den Aufmarsch der erlebt. In diesem Jahr kommt der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki (59), als Ehrengast zur Parade am Schützenfestsonntag.

Dabei wird ihm diese Ehre bereits zum zweiten Male zuteil. Schon 2008 führte er ein Trio sogenannter einmaliger Ehrengäste an: US-Generalkonsul Matthew G. Boyse und der Bürgermeister der Partnerstadt Rijeka, Vojko Obersnel, gehörten noch dazu. Schützenpräsident Thomas Nickel löst den vermeintlichen Widerspruch um einmalige Ehrengäste, die zwei- oder mehrmals kommen, auf: Jede Persönlichkeit kann in jedem Amt nur einmal eingeladen werden.

2008 war Rainer Maria Woelki als Weihbischof von Köln eingeladen worden. Jetzt kommt er als Kardinal und Erzbischof von Köln. Sein Vorgänger Joachim Kardinal Meisner war 1991 Ehrengast der Neusser Schützen. In diesem Jahr wurden zwei Ehrengäste eingeladen, neben Kardinal Woelki noch der französische Botschafter in Berlin, Philippe Etienne.

Rainer Maria Woelki wurde als Sohn aus Ostpreußen vertriebener Eltern in Köln-Mülheim geboren; in seiner Heimatpfarre war er Messdiener, und dort feierte er 1985 auch seine Primiz. Zuvor hatte er im Kölner Dom durch Erzbischof Joseph Kardinal Höffner die Priesterweihe empfangen.

Seine erste seelsorgerische Station war dann Neuss, wo er Kaplan an St. Marien und Präses der Kolpingfamilie Neuss-Mitte war. Sein damaliger Pfarrer an St. Marien, Msgr. Gabriel Zander, habe ihn, so erinnerte sich Woelki später, mit zur sonntäglichen Parade genommen, die er vom Rathaus aus verfolgte: "Seitdem bin ich dem Neusser Schützenfest mit seiner beeindruckenden Größe und Tradition immer wieder begegnet."

Woelki, der 2003 Weihbischof in Köln, 2011 Erzbischof in Berlin und 2012 Kardinal wurde, kommt offenkundig gern nach Neuss zu seinen Schützen zurück. Er wird auch am Sonntagmorgen das Festhochamt (nach dem Ökumenischen Morgenlob um 8.10 Uhr) in der Quirinuskirche zelebrieren und die Predigt halten.

Auch für Schützenpräsident Thomas Nickel schließt sich mit dem Besuch Woelkis ein Kreis, denn ihn kennt er aus vielen Begegnungen in Neuss und Köln - Nickel war 28 Jahre Vorsitzender des Diözesanrates im Erzbistum Köln. Wenn Schützenkönig, Präsident und Gefolge durchs Schützenportal ins Quirinusmünster ziehen, dann läuten in Neuss für den Kardinal die Glocken.

(-lue)
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