Neuss Krönungsball bis zur Neige ausgekostet

Neuss · Rainer Reuß wurde als Neusser Schützenkönig inthronisiert. Zum dritten Mal in der Geschichte der Bürger-Schützen folgt damit der Sohn dem Beispiel des Vaters. Mit Ehefrau Andrea stand er im Mittelpunkt einer rauschenden Ballnacht.

Die Bäckereien hatten schon auf, als Rainer und Andrea Reuß gestern früh in ihre Residenz zurückkehrten. Das neue Neusser Königspaar hatte die Nacht seines Krönungsballs bis zur Neige ausgekostet. "Ich war auf der Tanzfläche, bis das Licht an- und die Musik ausging", berichtet Reuß, der als Schützenkönig Rainer der III. gekrönt und in der Stadthalle gefeiert wurde.

Am Dienstag hatte der 45-jährige Hubertusschütze vom Zug "Spätzünder" auf der Festwiese mit dem 16. Schuss den Königstitel errungen und mit dem Zuruf an seinen Vater "Papa, ich habe die Königskette zurückgeholt", nach Überzeugung von Martin Flecken Schützenfestgeschichte geschrieben. Überhaupt konnte der Oberschützenmeister, der als Komiteemitglied die Laudatio auf das neue Königs- wie auch auf das Hohe Reitersieger-Paar hielt, Bemerkenswertes erwähnen. Erstens: In der 190-jährigen Geschichte des Neusser Bürger-Schützen-Vereins wurde erst drei Mal nach dem Vater auch der Sohn Schützenkönig, hob Flecken hervor und nannte die Namen Schaurte, van Opbergen — und Reuß. Rainer senior, Rainer I. in der Neusser Königschronik, amtierte 1982/83. Zweitens stellte Flecken fest, dass der König — wie schon sein Vater — mit einem Hohen Reitersieger gekrönt wurde, der den Nachnamen Hoerdemann trägt. Constantin Hoerdemann (29), an dessen Seite Johanna Theresa Schloeßer das Reiterkorps repräsentiert, folgt dem Beispiel seines Vaters Heinrich.

Flecken zeichnete in seiner Laudatio das Bild eines Königspaares, das er als "liebenswürdig, rheinisch, nett" beschrieb. Den Arbeitgeber des Königs aber sagte er nicht. "Weil das möglicherweise gegen das Sicherheitskonzept zur Abwendung unlauteren Wettbewerbs verstößt", wie er in Richtung der Ordnungsbehörden stichelte. Die Debatte um das Sicherheitskonzept und die verdeckten Videoaufnahmen der Polizei waren in aller Munde.

"Dass ein Königsschuss so emotional sein kann, hat uns echt umgehauen", erklärte Axel Zens, Oberleutnant des Königszuges, der mit 15 Aktiven zur Gratulationscour antrat. Es war nicht der einzige Zug, der das tat. Denn an die Chargen aller Neusser Korps schloss sich der Holzbüttgener Zug "Do sinn mer dobe" an, mit dem Reuß im Nachbarort Kirmes feiert. Mittendrin: Christoph Napp-Saarbourg und Dirk Büchel, die Mitbewerber auf den Königstitel. Die feierten in bester Eintracht an einem Tisch, und der Gildist Büchel stellte zwei Dinge klar: Dass er den abschussreifen Vogel mit seinem Fehlschuss nicht für seinen Freund Reuß liegen gelassen hat — und dass er wieder antritt. Aber erst, wenn Tochter Nike alt genug für den Hofstaat ist.

(NGZ)
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