Neuss Café Meisenkaiser ist geschlossen

Neuss · Zu viele Gäste und zu wenig Raum (auch in der Küche): Das ist der Hauptgrund, warum der Pächter, der Künstler Sebastian Walther, das Café auf der Raketenstation aufgegeben hat. Dazu kamen diverse Stromausfälle.

 Das Café Meisenkaiser ist bis auf Weiteres geschlossen, verkündet ein Schild am Eingang zu dem kleinen Café auf der Raketenstation. Als Übergang ist der Künstler Hendrik Baatz bei gutem Wetter mit einer mobilen "Coffeebar" samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr unterwegs.

Das Café Meisenkaiser ist bis auf Weiteres geschlossen, verkündet ein Schild am Eingang zu dem kleinen Café auf der Raketenstation. Als Übergang ist der Künstler Hendrik Baatz bei gutem Wetter mit einer mobilen "Coffeebar" samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr unterwegs.

Foto: Helga Bittner

Glücklich klingt Sebastian Walther nicht. Obwohl doch die Nachricht nicht schlecht ist: "Wir sind Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden", erklärt er. Als er im März 2014 die kleine Gastronomie in der Baracke hinter dem Eingang zur Raketenstation übernahm und sie als Café Meisenkaiser in den folgenden drei Jahren zum Begriff machte, konnte er kaum ahnen, dass die Gäste bei ihm Schlange stehen würden.

"Aber so war es", sagt er und erklärt damit auch, warum er sich nun im Einvernehmen mit der Stiftung Insel Hombroich als Pächter entschlossen hat, das Café aufzugeben. Die Räume haben dem Andrang nicht mehr standgehalten. Eine kleine Küche (acht Quadratmeter), ein kleiner Gastraum, der drinnen weniger Plätze als draußen anbot, dazu kaum Platz hinter der Theke für jede Art von Bedienung: "Es war zum Schluss alles zu klein", sagt der Kölner, der an der Akademie in Münster Kunst studiert hat, aber sich heute mit einem Schmunzeln vor allem als "Kochkünstler" bezeichnet.

Angefangen hat er diese Laufbahn, als er zusammen mit seiner heutigen Frau nach Wien zog und in der dortigen Wohnung einen Salon mit wechselnden Künstlern und Gerichten aus seiner Küche installierte. "Irgendwann fragten die Besucher nicht mehr nach dem Namen des Künstlers, sondern wollten wissen, was es zu essen gibt", erzählt er lachend. Es gefiel ihm auch, eine "unmittelbare Bestätigung" für seine Kunst zu bekommen: "Es schmeckt oder es schmeckt nicht."

Ähnlich war die Resonanz in Neuss. Das Café Meisenkaiser genoss wegen seiner leckeren Kuchen und ebensolch leckeren Speisen einen guten Ruf unter Ausflüglern, die mit dem Rad oder als Spaziergänger die Raketenstation besuchten. "Ich habe manchmal 20 Stunden in der Küche gestanden", sagt er, denn wegen des geringen Platzes konnte er nicht gleichzeitig kochen oder backen, sondern musste nacheinander vorbereiten.

Hinzu kamen große Probleme mit der Stromversorgung. In den vergangenen Wochen sei der Strom oft ausgefallen, sagt er, was letztlich auch zum Entschluss geführt hat, aufzuhören. Von Mittwoch bis Sonntag und an allen Feiertagen war das Café Meisenkaiser von 12 bis 18 Uhr geöffnet, nun verkünden ein Aushang an der Tür und die gestapelten Tische und Stühle draußen das Ende.

Es muss aber kein endgültiges werden. Denn die Stiftung Hombroich "plant einen Umzug des Cafés auf der Raketenstation in neue Räumlichkeiten", heißt es in einer Stellungnahme. Und: "Die erforderlichen Baumaßnahmen erfolgen im kommenden Winter." Ob Walther dieses Café übernimmt oder ein anderer, ist derzeit noch unklar. Der 38-Jährige will das nicht ausschließen, aber sagt auch, dass man erst mal abwarten müssen, wie groß das neue Café werde. Auf jeden Fall betont er, dass dem Beschluss zur Schließung "keinerlei Zwistigkeiten" mit der Stiftung vorangegangen sei. "Wir saßen ein bisschen zwischen Baum und Borke", beschreibt er die Situation. Jeder habe eine Lösung gesucht, aber an dieser Stelle keine gefunden, die ein Weitermachen möglich gemacht hätte.

Sebastian Walther, der heute in Köln lebt, hat nun erst mal wieder Zeit für seine Catering-Aufträge.

(hbm)
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