Neuss Cantica Nova und Willibert Pauels deuten Bach

Neuss · Das Gesprächskonzert im Zeughaus hatte hohen Unterhaltungswert, war musikalisch ein Genuss.

 So kennt man ihn: Willibert Pauels mit Hut und roter Nase.

So kennt man ihn: Willibert Pauels mit Hut und roter Nase.

Foto: jumo

Die Form "Gesprächskonzert" haben "Cantica Nova", der Chor der Musikschule, und besonders sein Leiter Markus Mostert in Neuss seit Jahren salonfähig gemacht. Erläuterungen zu den aufgeführten Werken sollen dem Zuhörer ein tieferes Verständnis vermitteln. Zum Frühlingskonzert hatte der Chor nun Willibert Pauels als Moderator in das Zeughaus eingeladen, der als "Ne bergische Jung" zu den bekannteren kölschen Karnevalisten gehört. Ihm wurde gerade erst im vergangenen Jahr von den Karnevalsgesellschaften aus Düsseldorf, Mönchengladbach und Neuss der "Närrische Maulkorb" verliehen.

Nun ist Pauels im Hauptberuf Diakon in einer bergischen Pfarreiengemeinschaft, von daher scheinbar prädestiniert für Gespräche rund um das Himmelfahrtsoratorium von Johann Sebastian Bach und seine Pfingstkantate.

Seine Einführungen hatten hohen Unterhaltungswert, trugen aber trotz der wiederholten und pathetisch deklamierten Betonung "Ich glaube, Bach hat Recht" nicht wesentlich zum Verständnis theologischer und musikalischer Intentionen Bachs bei, verlängerten aber das Konzert auf deutlich mehr als zwei Stunden. Da hatte Markus Mosterts Einführung mit Chor- und instrumentalen Beispielen zu Bachs Pfingstkantate ein weit bedeutenderes Format.

Das kleine Himmelfahrtsoratorium beginnt wie das weitaus bekanntere Weihnachtsoratorium mit strahlendem Chor, Pauken und Trompeten: "Lobet Gott in seinen Reichen". Dem vierstimmigen Eingangschor gab "Cantica Nova" in Kammerchorbesetzung glänzend Authentizität: "Wenn ihr mit gesamten Chören Ihm ein Lied zu Ehren macht." Die Frische und stimmliche Ausgeglichenheit überzeugten auch noch am Ende der Pfingstkantate "O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe" in wiederum groß und sicher gestaltetem Glanz.

Die ausgezeichneten Solisten Thomas Heyer (Tenor) und Timon Führ (Bass) waren leider nur in Rezitativen zu hören. Ewa Stoschek (Sopran) hatte Mühe, nach langer Wartezeit (durch die Einführung) ihren Part voll zu entfalten. Das aber gelang Alexandra Thomas (Mezzosopran), die in den Altpartien beider Kantaten einen auch interpretatorisch fesselnden Vortrag gestaltete. Die Altarie "Ach, bleibe doch, mein liebstes Leben" wurde so zum eindrucksvollsten Ereignis des Himmelfahrtoratoriums. Das Neue Rheinische Kammerorchester Köln war ein versierter Begleiter. Sein Konzertmeister Albert Rundel hatte zu Beginn Bachs Violinkonzert E-Dur als Solist gespielt.

(Nima)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort