Neuss Carsten Mohr setzt sich für neue Afrika-Hilfe ein

Neuss · Der ehemalige Neusser SPD-Ratsherr Carsten Mohr hält nichts von klassischer Entwicklungshilfe. Der Mittelstand in Europa sei jetzt gefragt.

 Bis Mitte der 90er war der Neusser Carsten Mohr Ratsherr.

Bis Mitte der 90er war der Neusser Carsten Mohr Ratsherr.

Foto: Tomasz Mosionek

In die Kommunalpolitik will Carsten Mohr nicht mehr zurück. "Den Dienst habe ich geleistet von den 80ern bis 2004. Das war sozusagen eine parlamentarische Grundausbildung", sagt der 53-Jährige, der momentan in Berlin lebt. "Und meine Kollegen in Neuss machen einen guten Job", findet er. Aber aus der Politik raushalten kommt für den Sozialdemokraten nicht in Frage. Seit einem Jahr sitzt er im Vorstand des Vereins "Business Crime Control", der illegale Machenschaften in der Wirtschaft aufdecken will. Bei einem Treffen des überregionalen Netzwerkes für Führungskräfte, der Manager Lounge, zum Thema "Afrika - Handel und Zusammenarbeit statt Hilfsleistungen" forderte Carsten Mohr eine "konzertierte, strategische Wirtschaftsinitiative der Bundesrepublik" zugunsten Afrikas.

Im Dezember hatten Mohr und seine Kollegen ein Konzept mit dem Titel "Neue Wege mit Afrika" an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit übergeben. "Wir haben festgestellt, dass die klassische Entwicklungshilfe und auch die projektbezogene nicht funktionieren", sagt Mohr. Weil das Geld auch an korrupte Regierungen gehe.

"Almosen haben die Ursachen von Armut und Not nachweislich in fast 60 Jahren nicht beseitigt. Wir müssen in willige Staaten investieren", fordert Carsten Mohr. Verwaltungen müssten aufgebaut, Produktion und Handel angetrieben werden. Botswana sei ein Land, das bereits sehr vorbildlich arbeite. "Ghana ist auf einem guten Weg, Ruanda, Kenia, Tansania, Nigeria und Südafrika entwickeln sich", weiß der Experte. Dort gebe es viel Handelsaktivität, die jungen Afrikaner wüssten zu überleben. "China tritt bereits sehr dominant auf in Afrika, gibt Kredite, baut Krankenhäuser und Schulen", sagt Mohr. Im Gegenzug würden die Chinesen dort einen zweiten Heimatmarkt aufbauen. "Das trauen sich die Europäer noch nicht, weil Afrika als zu wild und instabil gilt", sagt Carsten Mohr. Um die Unternehmen zu unterstützen und zu motivieren, könnten finanzielle Mittel aus den Kassen der Budgethilfen eingesetzt werden, meint Mohr. Auch zur Absicherung.

Der Sozialdemokrat erwartet Widerstand gegen die Pläne - aus seinem und vor allem dem linken Lager. "Entwicklungshilfe fühlt sich gut an, die Effektivität wird gemessen an der Höhe des Betrags", sagt Mohr. Lange dürfe Europa nicht mehr warten mit der Umstellung der Hilfeleistung. "Sonst ist Afrika verloren an China, und uns bleiben nur noch die kleinen Leuchtturm-Pseudoprojekte", sagt er.

(NGZ)
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