Serie Neusser Kunst – Die Werke Und Ihre Künstler Causins "Eierdieb" ist längst Neusser Kult

Neuss · Erst 1921 war der Bildhauer Oswald Causin von Düsseldorf nach Neuss gezogen. Dort erlebte er eine hochproduktive Zeit, schuf ein große Anzahl Büsten von Neusser Persönlichkeiten – und nicht zuletzt den "Eierdieb" im Stadtgarten.

 Oswald Causin (oben um 1930 mit einer Büste des Neussers Joseph Hoffmann) hat den "Eierdieb" 1934 geschaffen.

Oswald Causin (oben um 1930 mit einer Büste des Neussers Joseph Hoffmann) hat den "Eierdieb" 1934 geschaffen.

Foto: Stadtarchiv(Nachlass Causin)/Woi

Erst 1921 war der Bildhauer Oswald Causin von Düsseldorf nach Neuss gezogen. Dort erlebte er eine hochproduktive Zeit, schuf ein große Anzahl Büsten von Neusser Persönlichkeiten — und nicht zuletzt den "Eierdieb" im Stadtgarten.

Serie Neusser Kunst – Die Werke Und Ihre Künstler: Causins "Eierdieb" ist längst Neusser Kult
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Welches Kunstwerk kann schon von sich behaupten, eine eigene Facebook-Gruppe zu haben? Dem "Eierdieb" wurde diese Ehre zuteil, allerdings ist die Plastik des Bildhauers Oswald Causin auch über den Status "Kunst im öffentlichen Raum" hinausgewachsen und die Sphäre "Kult in Neuss" gedrungen. Längst ist die Bronze das heimliche Wahrzeichen der Stadt, und wer nicht einmal in seinem Leben auf dem "Eierdieb" gesessen hat — und fotografiert wurde — ist kein echter Neusser. Dabei wurde die Arbeit von einem Künstler geschaffen, der in Düsseldorf geboren wurde und erst ab 1921 in Neuss lebte.

Oswald Causin kam als Sohn eines Fabrikdirektors 1893 zur Welt, wuchs mit vier Geschwistern auf. Er mochte sich aber nicht den strengenRegeln des Vaters unterordnen, der wollte, dass seine Kinder einen "ordentlichen Beruf" lernen und möglichst auch in seine Fußstapfen treten. Oswald aber suchte sich früh einen eigenen Weg. Er zeichnete und modellierte — sehr zum Unwillen seiner Lehrers — mit mehr Hingabe als er in der Schule lernte. 1907, mit fast 15 Jahren wurden alle Versuche der Erwachsenen, den Jungen in eine "geordnete" Bahn zu lenken, aufgegeben: Er durfte zur Düsseldorfer Kunstgewerbeschule.

Er lernte den Umgang mit Plastilin und Ton, die Techniken des Gips- und des Bronzegusses, studierte Akt- und Tierdarstellungen, belegte ein Anatomiestudium — alles zusammen die Voraussetzung für die später von Kritikern so gelobten fließenden Bewegungen seiner Plastiken von Mensch und Tier.

Der "Eierdieb" im Stadtgarten gibt gerade dafür ein beredtes Zeugnis ab. 1934 hat der Künstler die Arbeit geschaffen, da war er schon verheiratet, Vater eines kleinen Sohnes und in Neuss ein bekannter Künstler, hatte etliche Köpfe aus namhaften Familien als Auftragsarbeiten geformt. Den Kindern soll er sich dabei gerne als "Knetemännchen" vorgestellt haben. Vorlage für den "Eierdieb" bot ihm eine Szene, die er im Stadtgarten beobachtet hatte. Ein kleiner Junge hatte dem dort lebenden Schwan ein Ei gestohlen, war von dem Tier verfolgt und ins Hinterteil gebissen worden. Als kleines Modell führte der Künstler die Arbeit der Stadtverwaltung vor, die aber sah sich außerstande, die 955, 70 Mark für die fast lebensgroße Plastik aufzubringen. Erst durch Spenden der Bürger kam die Summe zusammen, und am 21. Juli 1934 wurde der "Eierdieb" aufgestellt.

Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte Oswald Causin zahlreiche Porträts, Grabmale und auch Hausreliefs für Neusser Bürger geschaffen. Die Kriegszeit über blieb er in der Stadt — bis 1944 sein Wohn- und Atelierhaus an der Parkstraße bei einem Bombenangriff teilweise zerstört wurde und er, der zudem an einem Herzleiden litt, mit seiner kranken Frau und dem Sohn ins nordhessische Helmarshausen zog. Nach dem Krieg konnte er sich und seine Familie als Bildhauer kaum über Wasser halten. Er wandte sich wieder der Malerei und der Grafik zu — vor allem mit Landschaften rund um Helmarshausen. Am 27. Mai 1953 starb Oswald Causin an einem Schlaganfall. Er wurde in Helmarshausen beigesetzt.

(NGZ)
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