Neuss CDU erklärt Estland zum Vorbild bei der Digitalisierung

Neuss · "Digitalisierung: Was Deutschland von Estland lernen kann" - unter diesem Motto referierte jetzt der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, André Kuper, bei der Neusser CDU. Der Vorsitzende Jörg Geerlings und der Digitalisierungsbeauftragte Thomas Kaumanns hatten ihn eingeladen, um von einer Estland-Reise der Landtagsfraktion zu berichten. Estland gilt weltweit als Vorreiter bei der Digitalisierung.

"Der Internetzugang ist dort ein Verfassungsrecht, es gibt überall in der Öffentlichkeit Wlan; man bezahlt ohne Bargeld und fährt Bus ohne Fahrschein; eine Unternehmensgründung ist online in 18 Minuten möglich; Wählen am Computer ist genauso normal wie eine papierlose Rats- oder Kabinettssitzung", zeigte sich Geerlings begeistert. Dreh- und Angelpunkt der digitalen Dienste sei eine persönliche Karte, mit der die Bürger sich Zugang zu ihren Daten verschaffen können und über die sämtliche Behörden- oder Geschäftsvorgänge abgewickelt werden.

Kaumanns, der die Zukunftskommission "Digitale Agenda" der Stadt leitet, nahm Anregungen mit. "Natürlich sind Estland und Deutschland hinsichtlich Größe, Staatsaufbau und Vorschriften, etwa beim Datenschutz, nicht miteinander vergleichbar", sagte Kaumanns. Entscheidend seien aber offensichtlich zwei Faktoren, damit die Digitalisierung des Alltags gelingt.

Erstens brauche es ein Gesamtsystem, das möglichst viele Bereiche umfasst. Insellösungen für einzelne Bereiche hingegen brächten Medienbrüche mit sich, seien nicht benutzerfreundlich und hemmten letztlich die Digitalisierung. Hierzulande könnten sich oftmals schon zwei benachbarte Städte nicht auf eine gemeinsame Software verständigen. "Zweitens kann es gelingen, weite Teile der Bevölkerung mitzunehmen. Rund 80 Prozent der Estländer nutzen die digitalen Systeme. Dafür sorgen zum einen Anreize. Zum anderen ist es in dem Land gelungen, durch Schulungen und Akademien alle Menschen über Generationen hinweg mit den digitalen Vorgängen vertraut zu machen."

Geerlings und Kaumanns wollen die Impulse aus Estland für Neuss nutzen. So laufen derzeit Vorbereitungen für weitere digitale Dienste im Bürgeramt und Überlegungen für ein digitales Parksystem in der Innenstadt.

(NGZ)
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