Neuss CDU: Kritik an Geerlings "Machterhalt"

Neuss · Der einflussreiche Heinz Sahnen macht sich zum Sprecher derer, die mit der Taktik des Vorstandes unzufrieden sind. Gerüchte, dass sich die Widersacher Geerlings und Rosen auf eine Zusammenarbeit geeinigt haben, weisen diese zurück

 Will Vorsitzender bleiben: Jörg Geerlings

Will Vorsitzender bleiben: Jörg Geerlings

Foto: woi

Die überraschende Entscheidung des CDU-Vorstandes, am 9. Dezember zu vorgezogenen Vorstandswahlen zu kommen, wird von Teilen der Mitgliedschaft deutlich kritisiert. Dieser Unzufriedenheit gibt nun Heinz Sahnen eine Stimme und ein Gesicht. Der langjährige Partei- und Fraktionsvorsitzende spricht von taktischen Tricks des Vorstandes und des Vorsitzenden Jörg Geerlings, die nur auf Machterhalt ausgerichtet seien. "Das Ziel ist eine erneute Landtagskandidatur für Geerlings", schimpft Sahnen.

Und er hält dagegen. Wenn auf der - noch nicht verschickten - Einladung zur Mitgliederversammlung tatsächlich der Tagesordnungspunkt "Wahl des Vorstandes" steht, will er in der Sitzung den Antrag stellen, diesen Top zu streichen. Sein Argument: Der Vorstand hat den Sechs-Punkte-Beschluss der Mitgliederversammlung von Ende September in seiner zeitlichen Abfolge umgekehrt. Die sah eine Analyse der Ursachen für die Niederlage bei der Bürgermeisterwahl und danach eine Debatte über die Inhalte der Politik vor, bevor über Namen und Positionen gesprochen werden sollte. Die Umkehrung nennt Sahnen "Wortbruch gegenüber der Partei". Sein Gegenvorschlag: die Zeit nutzen, um über ein Personaltableau zu sprechen, das einen Neuanfang glaubhaft verkörpert.

 Sebastian Rosen will stellvertretender Bürgermeister werden.

Sebastian Rosen will stellvertretender Bürgermeister werden.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Als ob nicht schon über ein solches Tableau gesprochen würde! Vertreter unterschiedlichster Gruppierungen in der CDU sind unterwegs, um eine Persönlichkeit zu finden, die bereit ist, gegen den erneut antretenden Jörg Geerlings zu kandidieren will. Bislang ohne Erfolg.

Die selbstständige Steuerberaterin Jutta Stüsgen, Vorsitzende der Frauen-Union, wurde von verschiedenen Seiten angesprochen, hat sich aber gestern aus dem Rennen genommen. Sie hätte am 9. Dezember ohnehin nicht zur Versammlung kommen können, weil sie der VHS vor Monaten für einen Fachvortrag zugesagt hatte. Dass Geerlings die Versammlung auf genau den Tag gelegt hat, an dem eine potenzielle Konkurrentin nicht kann, ist für Sahnen ein weiterer Beweis dafür, dass der Vorstand nicht fair spielt.

Dieter Welsink, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, wird ebenfalls als Alternativkandidat genannt. "Der Vorsitzende stellt sich dem Votum, weil er meint, keine Verantwortung für die Wahlniederlage zu haben", sagt Welsink. Er interpretiert Geerlings' erneute Kandidatur als Vertrauensfrage an die Mitglieder. "Wenn er die so stellt, muss es keinen Gegenkandidaten geben", sagt Welsink. Fällt Geerlings durch, sei die Situation neu zu bewerten.

In diese Aufgeregtheit platzte gestern das Gerücht, Geerlings und sein parteiinterner Widersacher Sebastian Rosen, der stellvertretender Bürgermeister werden will, hätten sich beim Kaffee geeinigt, sich gegenseitig zu unterstützen. "Ich habe keine Verhandlungen geführt", dementiert Geerlings. "Ich habe mit keinem eine Absprache getroffen", ergänzt Rosen. Für den Vorstand wolle er nicht kandidieren.

(-nau)
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