Neuss CDU übt nach der Kommunalwahl-Schlappe Selbstkritik

Neuss · Externe waren zur Wahlanalyse gebeten worden. Fazit: Interne Streitigkeiten und fehlende Themen schreckten Wähler ab.

 Jörg Geerlings (CDU) mit den Wahlanalysten Wolfgang Düsing (Statistikamt) und Ludger Baten (NGZ-Redaktionsleiter) im Marienhaus.

Jörg Geerlings (CDU) mit den Wahlanalysten Wolfgang Düsing (Statistikamt) und Ludger Baten (NGZ-Redaktionsleiter) im Marienhaus.

Foto: Andreas Woitschützke

Eine hitzige Debatte kam auf der CDU-Mitgliederversammlung im Marienhaus nicht zustande. Wohl aber gab es selbstkritische Anmerkungen zur jüngsten Kommunalwahl. Dort hatten die Neusser Christdemokraten mit einem Ergebnis von nur 39,8 Prozent ein historisches Tief erreicht. Im Vergleich zu 1975, als noch rund 45 000 Neusser bei der CDU ihr Kreuz gemacht hatten, habe sich die Zahl sogar halbiert, erläuterte Wolfgang Düsing vom Amt für Statistik. Zwar hätten die Christdemokraten bei jungen Wählern punkten können, bei der großen Gruppe der über 45-Jährigen - den Stammwählern - seien aber starke Verluste zu verzeichnen.

Nach Meinung von NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten, der zu einer politischen Analyse eingeladen war, ist das schlechte Ergebnis hausgemacht. Durch interne Streitigkeiten gäben Partei, Fraktion und Bürgermeister kein einheitliches Bild ab. Im Wahlkampf habe die CDU keine klaren Themen besetzt, die Erfolge des Bürgermeisters habe man nicht auch als CDU-Erfolge verkauft, und es habe ein Spitzenkandidat gefehlt. "Einen Wahlkampf ohne Gesicht habe ich als fatal empfunden", erklärte Baten. Er riet dringend zu einem externen Kommunikationsberater. Auch die Koalition mit den Grünen betrachtete er zweifelnd. "Ist die CDU-Basis bereit für Schwarz-Grün?", fragte er. Möglicherweise sei eine Zusammenarbeit mit der SPD, die sich im Moment durch viele junge Talente auszeichne, zu schnell verworfen worden.

Aus den Reihen der Mitglieder - laut Parteichef Jörg Geerlings waren 120 gekommen - gab es für diese Analyse viel Zustimmung. Man müsse mehr auf Nicht-Stammwähler zugehen und Zuwanderer nicht durch Halbmonddebatten verschrecken, äußerten sie. Heinz-Günther Hüsch rief zu einer Werte-Diskussion auf. Den Kopf in den Sand stecken die Parteimitglieder aber nicht. "Wer kann Reiner Breuer schlagen?", fragte Hüsch. Waltraud Beyen: "Ich." Die CDU-Politikerin hatte ihren Wahlbezirk Derikum haushoch gegen Breuer (SPD) gewonnen. Die Bürgermeister-Kandidatur soll nach dem Schützenfest geklärt sein.

(NGZ)
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