"Vesuv von Neuss" Bürgermeister Napp CDU zu Rauchverbot: "Militante Verfolgung"

Neuss · Geht es nach der Bezirksregierung, weht im "Raucherzimmer" des Bürgermeisters bald wieder frische Luft. Die Opposition begrüßt das: Endlich müsse sich Napp an Regeln halten, die Sonderrechte hätten ein Ende.

Die Aktivisten von "Pro Rauchfrei" jubilieren: "Schön, dass wir in dieser Provinzposse gemeinsam gewonnen haben", schreiben sie in dem sozialen Netzwerk Facebook. Und Verbandschef Siegfried Ermer frohlockt: "Wir haben den Bürgermeister von seinem hohen Ross geholt".

Dass die Bezirksregierung den Nichtraucherschützern Recht gegeben hat und Bürgermeister Herbert Napp künftig das Rauchen in seinem Dienstzimmer untersagt, wurde am Mittwoch auch von der Politik aufmerksam verfolgt. "Der Bürgermeister muss endlich damit aufhören, sich Sonderrechte herauszunehmen", sagte SPD-Fraktionschef Reiner Breuer. Zumal der als Verwaltungschef dafür zuständig sei, für Recht und Ordnung zu sorgen. "Und das nicht nur vor der Haustür, sondern auch im eigenen Dienstzimmer", meint Breuer.

Ähnlich sehen es die Grünen: Auch Napp müsse sich "an Regeln halten", sagt Fraktionschef Michael Klinkicht. Für ihn steht fest: "Herbert Napp nimmt sich zu viel heraus", allerdings nicht nur in Raucherfragen. "Viel mehr ärgert mich das bei Themen wie den Möbelhausplänen", meint er.

"Für Gesundheit selbst verantwortlich"

Gelassener als die Opposition reagierten die Vertreter der Koalition von CDU und FDP. Helga Koenemann, Chefin der CDU-Fraktion und Napps Parteifreundin, legte ihm zwar nahe, doch an seine Gesundheit zu denken und den Glimmstängeln abzuschwören — doch dass er sich wehren wolle gegen eine Bevormundung aus Düsseldorf, sei nachvollziehbar. FDP-Fraktionschef Heinrich Köppen, selbst Nichtraucher, stört sich an der "militanten Verfolgung der Raucher". Nicht für alles im Leben müsse es Vorschriften geben. "Jeder ist für seine Gesundheit selbst verantwortlich", sagt der Liberale.

"Das Rathaus ist rauchfrei", betont Wilfried Derendorf, der Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung. Er appelliert an den Verwaltungschef, sich an die Gesetze zu halten und seine Vorbildfunktion einzunehmen. Er gibt aber auch zu: "In Besprechungen zeigt der Bürgermeister die gebotene Rücksicht und raucht nicht."

Für die Neusser Wirte bleibt Napp ein Bundesgenosse im Kampf gegen das Nichtraucherschutzgesetz. Der Kreisverband Neuss des Hotel- und Gaststättenverbandes (DeHoGa) hat heute zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung nach Neuss eingeladen. Der Kreisvorsitzende Michael Erb will dann für eine Kundgebung auf dem Marktplatz werben und wünscht sich den Neusser Bürgermeister Herbert Napp als Hauptredner. "Das wäre mein Traum", sagt Erb.

Auf dem Markt zu sprechen, kann sich Napp vorstellen, doch eine Reihe von Anfragen für Kundgebungen gegen das verschärfte Nichtraucherschutzgesetz lehnt er inzwischen ab. "Ich will meine Ruhe haben und in Ruhe meine Arbeit tun", sagt er. Napp überlegt sich, künftig einen Teil seiner Pflichten auch von zuhause aus erledigen — wo er rauche darf. "Ich habe ein freies Mandat", sagt er. "Aber das kapieren die bei der Bezirksregierung nicht."

(NGZ/rl/top)
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