Neuss Chorkonzert im Globe - wie ein Theaterstück inszeniert

Neuss · Der WDR-Rundfunkchor und Schauspieler Gustav Peter Wöhler verbinden Musik zu Shakespeares Stücken mit szenischer Rezitation.

 Schauspieler Gustav Peter Wöhler rezitierte aus Shakespeare-Stücken, der WDR-Rundfunkchor sang.

Schauspieler Gustav Peter Wöhler rezitierte aus Shakespeare-Stücken, der WDR-Rundfunkchor sang.

Foto: Christoph Krey

Das Theater William Shakespeares ist ohne Musik nicht denkbar. In nahezu jeder seiner Komödien und Dramen verführen lyrische Einlagen zur Musik, häufig singen sogar die Hauptfiguren. In der Tragödie "Der Sturm" hebt Ariel gleich mehrfach zum Gesang an. Bis in unsere Zeit wird Shakespeares Sprache vertont.

Der schwedische Dirigent Stefan Parkman, seit dieser Spielzeit Chefdirigent des WDR-Rundfunkchores Köln, hatte zusammen mit Sabine Müller (Regie) die Idee, Vertonungen des 20. Jahrhunderts als Chorkonzert wie ein Theaterstück zu inszenieren: "Wie es euch gefällt - Shakespearetheater a cappella". Das war wie geschaffen für das Festival im Neusser Globe. Prolog und Epilog umrahmen zwei Aufzüge, in denen Texte und Musik thematisch und stilistisch wirkungsvoll zusammengestellt sind. Zunächst geht es um Liebe und die Kraft der Poesie, im zweiten Teil stürmen die Hexen aus "Macbeth" über die Bühne, bevor Elfentanz und Sommernachtstraum für einen heiteren Abschluss sorgen.

Stefan Parkman hatte seinen WDR-Rundfunkchor komplett mit nach Neuss gebracht, um die bis zu zehnstimmigen Songs attraktiv zu realisieren, darunter auch ein feines Madrigal seines jüngeren Bruders Hakan Parkmann: "Take, o take those lips away" lässt er den Pagen in der Komödie "Maß für Maß" singen.

Im Mittelpunkt des ersten Teils standen aber die fünf "Songs of Ariel", die Frank Martin 1950 nach Shakespeares "Sturm" schrieb. Aus Silben entstehen Klangbilder, manchmal Geräuschkulissen, die komplexen Tempi- und Rhythmuswechsel wurden von den vollkommen ausgebildeten Mitgliedern des Chores mit faszinierender Leichtigkeit gesungen.

Glockenartige Klangflächen bereitete der Chor im ersten der "Three Shakespeare Songs" von Ralph Vaughan Williams, gepflegte Unterhaltung waren die "Fancies" von Sven-Eric Johanson. Jaako Mäntyjärvis "Double, Double Toil and Trouble" lässt die Hexen aus "Macbeth" toben. Stefan Parkman dirigiert das Spektakel als fast heitere Burleske. Zum Gelingen eines stilistisch weit gespannten Abends trug auch Christoph Schnackertz (Klavier) bei.

In zahlreichen Stücken illustrierte er stilsicher die Texte, etwa in Prokofjews Transkriptionen seines Balletts "Romeo und Julia" oder in der Fantasie, die Franz Liszt zum Elfenreigen in Felix Mendelssohns "Sommernachtstraum" einfiel.

Für große Begeisterung beim Publikum sorgte der großartig aufgelegte Schauspieler Gustav Peter Wöhler, der schon im vergangenen Jahr dabei war. Er rezitierte mit komödiantischem Talent aus Shakespeare-Stücken, trug einige Sonette höchst einfühlsam vor und forderte immer wieder den Chor auf: "Spielt weiter - gebt mir volles Maß!"

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort