Neuss Cocktail aus Literatur, Kunst und Musik

Neuss · Bei der "Zarathustraaa!!!"-Performance zum Ende der Themenwoche "Mit allen Sinnen. Die Welt der Symbole" im Theater am Schlachthof wurden klassische Muster durchbrochen und augenzwinkernd Neues gewagt - mit Erfolg.

 Während Stefanie Lenz zur Strauß-Symphonie verschiedene Tanzstile kombinierte, zogen im Hintergrund Ausschnitte des Redon-Gemäldes vorbei.

Während Stefanie Lenz zur Strauß-Symphonie verschiedene Tanzstile kombinierte, zogen im Hintergrund Ausschnitte des Redon-Gemäldes vorbei.

Foto: TAS

Die Themenwoche der Neusser Kulturinstitute "Mit allen Sinnen. Die Welt der Symbole" endete mit einer Performance-Veranstaltung im Theater am Schlachthof (TAS). In "Zarathustraaa!!!" oszillierten die Grenzen zwischen Tanz, Musik und Sprache.

In einem Song des deutschen Rappers Prinz Pi heißt es: "Also sprach Zarathustra: Ich bin gelangweilt von all diesen Mustern." So dürfte es niemandem ergangen sein, der am Abend des 1. Mai das einstündige Symbolismus-Spektakel besuchte, das auf der Bühne des TAS gezündet wurde. Da wurden altbekannte Muster durchbrochen und mit einem zwinkernden Auge Neues gewagt. Ein aufgewärmtes Veranstaltungsformat bekamen die Besucher an diesem Abend auf jeden Fall nicht serviert. Weder bediente man nur klassische Muster einer musikalischen Lesung, noch fehlte es an Offenheit, ein experimentelles Programm zu zeigen, dass viel Raum für eigene Interpretationen zulässt.

Bierernst durfte man das Ganze allerdings nicht nehmen, denn schon im Ankündigungstext wurde das "Kind" auf den parodistisch klingenden Namen "Dualer multimedial-interdisziplinär-crosscultureller Tanz-Musik-Literatur-Video-Performance-Abend" getauft. Für den künstlerischen Leiter des TAS, Marcus Andrae, war die Neusser Themenwoche zum Symbolismus eine Einladung dazu, ganz unbefangen und mit viel Mut zum Crossover an die Planung des Abendprogramms heranzugehen.

Aber warum nun der Titel "Zarathustraaa!!!"? Wie Markus Andrae erläuterte, stehen die drei letzten Vokale im Auslaut für die drei Kultursparten "Tanz", "Musik" und "Sprache". Der Titel der Veranstaltung bezieht sich auf die bekannte Symphonie "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss. Diese Melodie verband sich mit Textpassagen aus Rainer Maria Rilkes "Buch der Bilder" und Odilon Redons Gemälde "Der Wagen des Apoll", welches im Neusser Clemens-Sels-Museum hängt.

Das Prinzip der "l´art pour l´art" wurde von Markus Andrae gekonnt in Szene gesetzt. Im ersten Teil der Veranstaltung las dieser mal mit flüsternder, mal mit kernig-kratziger Stimme aus der Rilke-Prosa vor. Marlene Zilias übersetzte die schwermütigen Textpassagen mit der Geige ins Musikalische.

Auf diese Literatur-Musik-Mixtur folgte eine facettenreiche und spannend anzuschauende Tanzperformance von Stefanie Lenz, die zur Strauß-Symphonie - von Fabian Schulz mit modernen Beats unterlegt - verschiedene Tanzstile miteinander kombinierte. Im Hintergrund zogen extrem vergrößerte Ausschnitte des Redon-Gemäldes vorbei. Zudem übersetzte eine kleine Kamera die Bewegungen von Stefanie Lenz zeitgleich auf eine Leinwand. Das farbig leicht verzerrte Spiegelbild verdoppelte den tänzerischen Fluss.

Kann das gut gehen, wenn man Literatur, Kunst und Musik in einen Topf wirft und dies mit dem Zusatz "Alles nur symbolisch gemeint" versieht? Wenn eine achtzigjährige Besucherin im Anschluss an die Darbietung aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommt, dann hat man offenbar Vieles richtig gemacht. Künstlerische Grenzüberschreitungen? Bitte mehr davon!

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort