Neuss Darts - Spitzensport mit Kneipenflair

Neuss · Wer in Neuss Darts spielen will, muss zu den "Hot Shots" gehen. Der aktuell einzige Neusser Darts-Verein trifft sich im Rock-Cafe "Maxx" an der Neustraße und hat nun - kurz nach der Weltmeisterschaft - starken Zulauf.

 Die Scheibe fokussieren und dann im besten Fall dreimal in die dreifache 20 treffen: Bei den Neusser "Hot Shots" ist die 180 in den vergangenen drei Monaten immerhin 31 Mal vorgekommen.

Die Scheibe fokussieren und dann im besten Fall dreimal in die dreifache 20 treffen: Bei den Neusser "Hot Shots" ist die 180 in den vergangenen drei Monaten immerhin 31 Mal vorgekommen.

Foto: Woitschützke

Mit einem zischenden Plopp springt der Bügelverschluss der Pils-Flasche auf. "Na dann kann ja nichts mehr schief gehen", sagt Oliver Raabe anerkennend. Der 47-Jährige sitzt an einem Tisch in der Neusser Rock-Kneipe "Maxx". Er will zeigen, wie es um den Darts-Sport in Neuss bestellt ist. Am Montag hat der Niederländer Michael van Gerwen die Weltmeisterschaft gewonnen. An diesem Abend trifft sich der Neusser "Dart Club Hot Shots" (DCHS) zur sogenannten Competition.

Als die ersten zwei Bier getrunken sind, geht Raabe entschlossenen Schrittes die Treppe rauf. Hinter einer orangen Metall-Tür liegt der Raum des DCHS. Über der Tür hängt eine Leuchtreklame mit dem Logo des Vereins - einem Bullen mit roten Hörnern, der einen roten Dartpfeil wirft. Drinnen sind schon rund 25 Männer zwischen 30 und 60 Jahren. Groß, klein, ITler, Handwerker, Krankenpfleger - alles dabei. Einer von ihnen ist Stefan Schoenfeld, der zweite Vorsitzende des DCHS. Stolz zeigt er den Vereinsraum und stellt erstmal klar: "Es gibt keine Dartscheibe. Das Ding heißt Board!" Darts sei nunmal ein englischer Sport. Die Wände sind mit Filz verkleidet. Darüber ist die Skyline von Neuss gemalt. Mehrere Lampen werfen ein helles Licht auf die vier Boards. Es sieht professionell aus. "Das haben wir alles selber gebaut", sagt Schoenfeld stolz.

Zwei Mal in der Woche treffen sich hier die Jungs vom Neusser Dart-Club. Dienstags zum Training, donnerstags zum Wettbewerb. 22 Teilnehmer sind gekommen. Für viel mehr wäre auch kaum noch Platz. "Nach der WM ist es immer etwas voller", sagt Schoenfeld. Dann trägt er die Namen in ein Exel-Dokument ein. Das lost automatisch Paarungen zu. "An Board zwei spielt Udo gegen Frank", liest Schoenfeld ab. Die Spieler werfen abwechselnd je drei Pfeile. Gewonnen hat, wer zuerst eine vorher ausgemachte Anzahl sogenannter Legs für sich entscheidet. Um wiederum ein Leg zu gewinnen, müssen 501 Punkte geworfen werden. Allerdings exakt - und der letzte Wurf muss eines der grünen oder roten Doppel- beziehungsweise Dreifach-Felder treffen. Höchste mögliche Punktzahl mit drei Würfen ist die 180. Also drei mal in die Triple 20. Das Feld muss man allerdings erstmal treffen, und dann bietet es kaum Platz für drei Pfeile nebeneinander. Eine Seltenheit also. Gary Anderson ist die 180 im WM-Finale 22 Mal geglückt. Bei den "Hot Shots" ist sie in den vergangenen drei Monaten immerhin 31 Mal vorgekommen. Sie schreiben das immer auf. "Deshalb werfen die im Fernsehen und wir hier", sagt Schoenfeld. Er selbst spielt seit 30 Jahren Darts, früher mal erste Liga. Mit Jan Plücker hat der Verein sogar den Europameister im E-Dart aus dem Jahr 2009 als Mitglied. Der DCHS stellt zwei Mannschaften im Liga-Betrieb. Die bessere startet in der Bezirksliga Nordrhein-Süd. Es ist die sechsthöchste, oder die zweitniedrigste - je nachdem, wie man zählt.

Hochwertigen Sport bietet der Verein, das wird schnell klar. "Unser Sport wird moderner und der Anspruch der Spieler steigt", sagt Schoenfeld. Neben Kneipen-typischen Unterhaltungen gibt es hier nämlich auch viel Ehrgeiz und weniger Alkohol als man vermuten würde. Schoenfeld hofft, dass auch die Darts-WM neue Spieler bringt.

(NGZ)
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