Neuss Das Herz-Jesu-Heim – ein Millionen-Grab?

Neuss · Bevor das Pflegeheim Herz-Jesu dem Lukaskrankenhaus zugeordnet wurde, war das Gebäudemanagement für die Sanierung des Hauses zuständig – die gründlich fehlschlug. Die Grünen sprechen bereits von einem Millionengrab.

 Das Herz-Jesu Heim war durch das Gebäudemanagement saniert worden. Eine Sonderprüfung wegen der dabei gemachten Fehler gab es bereits.

Das Herz-Jesu Heim war durch das Gebäudemanagement saniert worden. Eine Sonderprüfung wegen der dabei gemachten Fehler gab es bereits.

Foto: woi

Bevor das Pflegeheim Herz-Jesu dem Lukaskrankenhaus zugeordnet wurde, war das Gebäudemanagement für die Sanierung des Hauses zuständig — die gründlich fehlschlug. Die Grünen sprechen bereits von einem Millionengrab.

Die Neusser Grünen sind alarmiert über den Zustand des Neusser Herz-Jesu-Seniorenheimes. Das Gebäude war, bevor es im Jahr 2011 unter das Dach des Lukaskrankenhauses gekommen war, vom Gebäudemanagement saniert worden.

"4,3 Millionen Euro sind dabei verplempert worden", meint Grünen-Fraktionschef Michael Klinkicht. Denn er hat das Altenheim vor kurzem wieder besucht — und ist regelrecht entsetzt: "Selbst Bau-Laien fällt auf, dass nicht fachgerecht saniert wurde", sagt Klinkicht, der für den Rat in der kommenden Woche bereits einen Antrag formuliert hat, in dem er von der Stadt Aufklärung fordert. "Wir möchten wissen, wer für die Fehlplanungen verantwortlich ist und ob wir Schadenersatz geltend machen können", sagt der Politiker, dem die baulichen Mängel bei einer Akteneinsicht auffielen.

"Denn die Dokumente sind im Herz-Jesu-Heim selbst gelagert", sagt Klinkicht. Ein ganzer Raum sei mit den Unterlagen des Gebäudemanagements belegt, "das hat uns total erschlagen", erzählt der Grünen-Chef, der gemeinsam mit Kollegin Susanne Benary-Höck stichprobenartig die Akten sichtete und sich danach in den Räumlichkeiten selbst ein Bild verschaffte. Im Nachhinein kann er über das, was er dort sah, nur den Kopf schütteln.

"In den Bädern sind drei verschiedene Fliesen verlegt worden", erzählt Klinkicht. Alte Toiletten seien nach der Sanierung wieder anmontiert worden. Der Austausch 30 Jahre alter Fenster erfolgte nur in Teilbereichen. Zudem gibt es einen Außengang, der nur eine Wellblechverkleidung hat, dafür aber eine Fußbodenheizung besitzt. "Architektonisch und energetisch eine Katastrophe", sagt Klinkicht. Nicht nur, dass unaufhörlich geheizt werden müsse — der Gang lasse auch kein Tageslicht in die Zimmer der Pflegebedürftigen.

Die Mängel an dem Haus sind der Stadtverwaltung schon länger bekannt. Denn über die Probleme bei der Sanierung hat es bereits im Jahr 2008 eine Sonderprüfung gegeben, bei der die in die Höhe geschossenen Baukosten in den Blick genommen worden waren. Personelle Konsequenzen erfolgten damals jedoch nicht — schließlich war das Gebäudemanagement zu diesem Zeitpunkt gerade erst neu geschaffen worden. Heute, fünf Jahre nach dem Fehlschlag, steht das Gebäudemangement wegen Misswirtschaft in der Kritik, die Führung ist ausgewechselt worden.

"Ob nun, so lange Zeit danach, noch einmal geprüft werden soll, muss die Politik entscheiden", sagt Sozialdezernent Stefan Hahn. Im Herz-Jesu-Heim selbst wird vor den baulichen Fragen zunächst auf die pflegerische Neuausrichtung Wert gelegt. "So haben wir beispielsweise drei altengerechte Wohnungen gebaut", erzählt Betriebsleiterin Andrea Albrecht. "Wir arbeiten Stück für Stück daran, das Haus zu modernisieren", betont Albrecht, die dafür plädiert, zumindest bei der Kritik an der Architektur — etwa bei dem Außengang — zu bedenken, dass vor fünf Jahren noch andere Konzepte in der Pflege favorisiert wurden. So sei der Gang angelegt worden, um Demenzkranken, die einen großen Bewegungsdrang haben, zu ermöglichen, sich mehr und freier zu bewegen, erläutert die Betriebsleiterin, die sich zu der handwerklichen Umsetzung dieses Bauwerks jedoch nicht äußern möchte.

(NGZ)
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